J. Brahms Schöne Wiege meiner Leiden
harmonia mundi HMC 901842
1 CD • 60min • 2003
01.10.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Dreierkonstellation Johannes Brahms – Clara Schumann – Robert Schumann enthielt alle Ingredienzien, die zur romantischen Überhöhung eines Künstlerschicksals erforderlich sind: unerfüllbare Liebe, Kampf gegen gesellschaftliche Zwänge, Unvereinbarkeit von Künstlertum und privatem Glück, Genie und Wahnsinn, Krankheit und Tod, Schmerz und Einsamkeit. Die komplizierten privaten Beziehungen der drei Musiker spiegeln sich in deren Liedschaffen. Robert Schumanns Begeisterung für das Lied infizierte schließlich auch Clara, die zunächst nur Klaviermusik geschrieben hatte. Ihre Lieder berühren durch Innigkeit und Natürlichkeit und bezeugen durchaus ihre künstlerische Eigenständigkeit, die letztlich mehr an Mendelssohn als an Schumann denken lässt. Auch für Brahms war die Begegnung mit dem Ehepaar Schumann wegweisend in Richtung Lied. In ihrer Bibliothek lernte er zwei Sammelbände mit Deutschen Volksliedern und Liedern und Weisen vergangener Jahrhunderte kennen. Als Summe seiner Studien veröffentlichte Brahms drei Jahre vor seinem Tod „49 Deutsche Volkslieder WoO 33“. Nach seiner bemerkenswerten Solodebüt-CD mit Schuberts Schöne Müllerin zeigt sich der junge Münchner Tenor Werner Güra auch hier in glänzender stimmlicher Verfassung und in inspirierter Erzähllaune. Vor allem letzterer bedarf es in den oft dialogisch angelegten Brahmsschen Volksliedern. Güras lyrischer Tenor beeindruckt weniger durch ein ausgefallen schönes Timbre als durch die Frische und Spontaneität, Unmanieriertheit und Unbekümmertheit, mit denen er diese Gesänge gestaltet. Für den interpretatorisch anspruchsvolleren Schumann-Zyklus op. 24 fehlt es ihm noch etwas an der Fähigkeit, die tiefe Gebrochenheit und Zerrissenheit, den wühlenden Seelenschmerz und die Liebessehnsucht, die Gefühlskontraste aus Sarkasmus und Elegie des Ich-Erzählers ganz auszuloten. Mit Christoph Berner assistiert ihm ein vorzüglicher Pianist, der den großen Formenreichtum des Liederkreises effektvoll zur Geltung bringt.
Kurt Malisch † [01.10.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sagt mir, o schönste Schäfrin mein WoO 33,1 (Deutsche Volkslieder Heft 1) | |
2 | Die Sonne scheint nicht mehr WoO 33,5 (Deutsche Volkslieder Heft 1) | |
3 | Da unten im Tale WoO 33,6 (Deutsche Volkslieder Heft 1) | |
4 | Es steht ein Lind' in jenem Tal WoO 33,41 (Deutsche Volkslieder Heft 6) | |
5 | Jungfräulein, soll ich mit euch gehn WoO 33,11 (Deutsche Volkslieder Heft 2) | |
6 | Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehen WoO 33,12 (Deutsche Volkslieder Heft 2) | |
7 | Mein Mädel hat einen Rosenmund WoO 33,25 (Deutsche Volkslieder Heft 4) | |
8 | Schwesterlein, Schwesterlein WoO 33,15 (Deutsche Volkslieder Heft 3) | |
9 | Es reit ein Herr und auch sein Knecht WoO 33,28 (Deutsche Volkslieder Heft 4) | |
10 | In stiller Nacht. zur ersten Wacht WoO 33,42 (Deutsche Volkslieder Heft 6) | |
Clara Schumann | ||
11 | Er ist gekommen in Sturm und Regen op. 12 Nr. 2 | |
12 | Warum willst du and're fragen? op. 12 Nr. 11 | |
13 | Ich stand in dunklen Träumen op. 13 Nr. 1 | |
14 | Sie liebten sich beide op. 13 Nr. 2 | |
15 | Geheimes Flüstern hier und dort | |
16 | Was weinst du, Blümlein op. 23 Nr. 1 | |
17 | Das ist ein Tag, der klingen mag op. 23 Nr. 5 | |
Robert Schumann | ||
18 | Liederkreis op. 24 (Liederzyklus nach Gedichten von Heinrich Heine) |
Interpreten der Einspielung
- Werner Güra (Tenor)
- Christoph Berner (Klavier)