Joseph Haydn Complete Piano Trios Vol. 6
cpo 999 829-2
1 CD • 76min • 2000, 2001
27.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mir der Aufnahme der vier letzen Klaviertrios von Joseph Haydn präsentiert das aus Deutschland stammende Trio 1790 bereits seine sechste dem großen österreichischen Komponisten gewidmete CD. Die vorgestellten Werke stellen innerhalb des Haydn’schen Trio-Œuvres insofern einen Höhepunkt dar, als hier die sowohl technisch als auch kompositorisch anspruchsvollsten Stücke für diese damals noch junge Besetzung vorliegen. Die Trios Hob. XV: 27-29 wurden 1795 für die aus Aachen stammende und in London lebende Pianistin Therese Jansen geschrieben, welche später in die mit Haydn befreundete Familie Bartolozzi einheiratete. Haydn, der für Therese Jansen-Bartolozzi auch seine drei letzten Klaviersonaten geschrieben hatte, war einer der Trauzeugen.
Die klanglich sehr offen und schlank aufgenommenen Trios sind sowohl hinsichtlich ihrer Stimmungen als auch satztechnisch sehr verschieden und verlangen einen individuellen Interpretationsansatz. Hier liegt aber das grundsätzliche Problem dieser Aufnahme. Das mit alten Instrumenten bzw. Nachbauten arbeitende Trio 1790 spielt mit viel Elan und einer guten Balance hinsichtlich der Klangfarben der drei Instrumente, bleibt aber in der Charakterisierung der einzelnen Sätze zu sehr an der Oberfläche.
Hier zeigen sich auch die Grenzen bei der Verwendung historischer Instrumente. Vor allem das von Harald Hoeren gespielte Fortepiano, Nachbau eines Instrumentes aus dem späten 18. Jahrhundert, weist deutliche Schwächen hinsichtlich Farbgebung und Gestaltungsmöglichkeiten auf. Die Frage, inwieweit historische Authentizität und optimale Werkpräsentation übereinstimmen können, stellt sich hier auf sehr plastische Weise. Besonders deutlich wird dies im langsamen Satz des E-Dur-Trios sowie im Kopfsatz von Haydns letztem Trio in Es-Dur. Die verschiedenen harmonischen und klanglichen Schattierungen im Allegretto von Hob. XV:30, einem barockisierenden Nachtstück von geheimnisvoller Tiefe, werden nur schwach ausgeleuchtet, die Musik prescht zu schnell am Ohr des Hörers vorbei. In Kopfsatz des Trios Hob. XV:30 wird der regelrecht mozartianische Reiz der Themengestaltung zu wenig hervorgehoben, werden die verschiedenen Stimmungsmuster nicht plastisch genug herausgearbeitet.
Es zeigt sich, wie sehr sich die Musik Haydns gegen Ende seines Lebens schon vom Idealbild klassischer Ausgewogenheit entfernt hatte und ähnlich wie bei Mozart die individuellen Stimmungen widerspiegelte – wie sich die Musik also der Romantik näherte.
Robert Spoula [27.09.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Klaviertrio C-Dur Hob. XV:27 | |
2 | Klaviertrio Nr. 26 E-Dur Hob. XV:28 | |
3 | Trio Es-Dur Hob. XV:29 für Klavier, Violine und Violoncello | |
4 | Klaviertrio Nr. 29 Es-Dur Hob. XV:30 |
Interpreten der Einspielung
- Trio 1790 (Ensemble)