Carl Loewe Lieder und Balladen Vol. 19
cpo 999 906-2
1 CD • 67min • 2002, 2003
31.08.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dass es im Verlauf eines hochambitionierten, auf enzyklopädische Breite angelegten Editionsprojekts wie der Aufnahme sämtlicher über 600 Lieder und Balladen Carl Loewes künstlerische Höhen und Tiefen gibt, ist unvermeidlich – verteilt es sich doch auf die Schultern einer ganzen Reihe von Sängern. Bislang hat die Serie ein erstaunlich hohes stimmliches Niveau durchgehalten, dank vorzüglicher Interpret(inn)en wie Andreas Schmidt, Roman Trekel, Kurt Moll, Christoph Prégardien, Christian Elsner, Ruth Ziesak, Iris Vermillion, um nur einige besonders hochkarätige hervorzuheben. Auch in der Zusammenstellung der Programme war es fast stets geglückt, thematisch schlüssige Kombinationen zu finden. Eingeräumt sei, dass die hier geltende nicht chronologische, sondern thematische Gliederung Kompromisse unerlässlich macht. Im Fall des neuesten Volume 19 sind indes nur sehr rudimentär solche gemeinsame Nenner auszumachen: martialische Napoleon-Lieder stehen neben frömmlerisch-sentimentalen Legenden, Balladen verschiedensten nationalen Gepräges (Arabien, Serbien) wechseln mit tiefromantischen Sujets und Szenen eines Totentanzes, usw., usw.. Dass bei aller inhaltlicher und musikalischer Heterogenität des Programms dennoch der Eindruck von Uniformität entsteht, liegt an der Sängerin Ingeborg Danz, die in ihrer Kurzbiographie als Altistin, auf der CD-Rückseite als Sopranistin ausgewiesen ist. Im Stimmtimbre ist sie jedoch eindeutig als Sopran zu charakterisieren, von dunklem, pastosem Mezzo- oder gar Altklang keine Spur. Wesentlich wichtiger als solche stimmlichen Klassifizierungsprobleme ist die Frage nach den stimmlichen, genauer: stimmdarstellerischen Fähigkeiten der Interpretin. Ingeborg Danz gelingt es in kaum einem Moment, die unterschiedlichen Stimmungen und Gefühle, die wechselnden Situationen und Szenen dieser Lieder und Balladen zu bebildern, vor Augen zu führen, lebendig werden zu lassen. Der Wechsel von narrativem Text und direkter Rede in den erzählenden Liedern bleibt von ihr völlig unberücksichtigt, eines geht unterschiedslos ins andere über. In dialogisch angelegten Gesängen wie Kapitulation (Serbischer Liederkreis) sind die beiden Gesprächspartner in Danz’ gleichförmiger Behandlung nicht auseinanderzuhalten. Ein einziger Lichtblick ist die schön abgestufte, strophenweise bis ins pianissimo zurückgenommene Dynamik im Lied eines Vögleins in der Oasis – zu wenig für über eine Stunde Musik.
Kurt Malisch † [31.08.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Loewe | ||
1 | Der Feldherr op. 66 Nr. 1 | |
2 | Der Weichdorn op. 75 Nr. 2 | |
3 | Die Einladung op. 70 Nr. 1 | |
4 | Maisuna am Brunnen op. 10 H II, 1 | |
5 | Ali und Fatme op. 10 H II, 2 | |
6 | Serbischer Liederkreis op. 15 Nr. 1-6 | |
7 | Allmacht Gottes op. 89 Nr. 3 | |
8 | Des Mädchens Wunsch und Geständnis op. 89 Nr. 4 | |
9 | Die Oasis op. 10 H I, 4 | |
10 | Lied eines Vögeleins in der Oasis op. 10 H I, 5 | |
11 | Die Sterne op. 69 Nr. 4 | |
12 | Die Jungfrau und der Tod op. 9 H II, 5 | |
13 | An die Muse | |
14 | Graf Eberhards Weissdorn op. 9 H IV, 5 | |
15 | Der fünfte Mai | |
16 | St. Johannes und das Würmlein op. 35 Nr. 1 | |
17 | Salvum fac regem | |
18 | Der Teufel op. 129 Nr. 1 | |
19 | Ewige Liebe |
Interpreten der Einspielung
- Ingeborg Danz (Mezzosopran)
- Cord Garben (Klavier)