BIS 1399
1 CD • 63min • 2003
12.07.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die dreiviertelstündige, dritte und letzte Sinfonie In memoriam (1939) des Dirigenten und Komponisten Paul Kletzki (1900–1973) ist beileibe kein eingängiges Werk. Drei Jahre später verlor er, wie er selbst bekannte, angesichts des Hitler-Regimes und seiner Greuel vollends „Kraft und Willen zu komponieren“. Sein kompositorisches Schaffen erinnert in manchem an das von Wilhelm Furtwängler – nur dass Kletzki seit 1939 ein Jude auf der Flucht war und auch in eigener Sache kaum für sein Werk eintrat, während Furtwängler seine eigenen Werke – waren sie denn einmal fertig geworden – auch selbst aufführte. So ist es kein Wunder, daß die hier vorliegende Einspielung unter Thomas Sanderling die erste ist; vom nachfolgenden Flötenkonzert (1940) konnte Beiheft-Autor und Musikwissenschaftler Timothy Jackson nicht einmal eine Aufführung nachweisen.
Die Beteiligten setzen sich mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit für einen Komponisten ein, dessen Wiederentdeckung lohnend scheint. Die dritte Sinfonie ist ein kraftvolles, aber zugleich zerrissenes Stück, laut Jackson gar ein Zeitbild, das den Opfern und Flüchtlingen des Nationalsozialismus gewidmet ist. Dem recht gefällig klingenden Flötenkonzert weiß die Solistin Sharon Bezaly freilich nicht allzuviele Nuancen abzugewinnen. Ihre Flöte hat einen warmen, weichen Klang, ihr Spiel jedoch erinnert durch den fortwährenden Vibrato-Gebrauch an ihren Lehrer Aurele Nicolet. Die klangliche Balance zwischen Solo-Instrument und Orchester wirkt nicht sehr natürlich – insbesondere die Holzbläser des Orchesters rücken räumlich manchmal in unmittelbare Nähe der offenbar zwischen den Streichern links vom Dirigenten plazierten Solistin.
Dr. Benjamin G. Cohrs [12.07.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Paul Kletzki | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 (In memoriam, 1939) | |
2 | Concertino für Flöte und Orchester (1940) |
Interpreten der Einspielung
- Sharon Bezaly (Flöte)
- Norrköping Symphony Orchestra (Orchester)
- Thomas Sanderling (Dirigent)