cpo 999 920-2
1 CD • 71min • 2002
19.02.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Flöte erscheint erst spät als Instrument in Haydns kammermusikalischem Schaffen, dann allerdings nachhaltig: Die hier eingespielten Trios für Klavier, Flöte und Cello sowie diejenigen für zwei Flöten und Cello dürfen zu den Juwelen der Flötenliteratur gerechnet werden. Sie verdienen, im künftigen Musikleben aus dem Schattenreich befreit zu werden, das bisher ihr ungerechtes Exil darstellte. Sowohl die Interpreten als auch ein weites Publikum hätten ihre helle Freude an dieser geistvollen und unterhaltsamen Musik!
Beide Trioserien verdanken ihre Entstehung der schon zur Zeit Joseph Haydns überaus lebendigen Londoner Musikszene. Anfang November 1789 traf der Musikverleger John Bland auf Schloß Eszterháza ein, um Joseph Haydn zu besuchen, der dort als Kapellmeister des Fürsten Eszterházy wirkte. Blands Ziel war es, den inzwischen weltberühmten Komponisten zu einem Aufenthalt in der englischen Hauptstadt zu überreden oder ihm wenigstens einige Kompositionen für seinen Verlag abzukaufen. Haydn seinerseits war seinen Dienst mittlerweile herzlich leid; seit bald dreißig Jahren spielte sich sein Leben im Wechsel zwischen dem fürstlichen Stadtschloß in Eisenstadt und der Sommerresidenz in der ungarischen Einöde ab. Weit entfernt von den musikalischen Zentren der Welt war Haydn gewissermaßen als Autodidakt zu einem international hoch geschätzten Komponisten geworden, hatte die Gattungen der Sinfonie und der Klaviersonate entscheidend geprägt und konnte für die Entwicklung des Streichquartetts nahezu ein Urheberrecht beanspruchen. »Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so mußte ich original werden.« Dieses von Haydn-Biograph Griesinger überlieferte Zitat bezeugt die Fähigkeit des Komponisten, das Beste aus der Situation zu machen und belegt überdies eine überwältigende Bescheidenheit. In den 1790 Jahren brach er immerhin zu zwei Reisen nach London auf und konnte dort immense Erfolge feiern.
Die Musikwelt verdankt Haydns England-Abenteuer so bedeutende Werke wie die Londoner Sinfonien, doch auch die auf dieser CD vereinigte Kammermusik: Die Klaviertrios wurden 1790 auf Bestellung von Bland geschrieben, die Trios für zwei Flöten und Cello entstanden während der zweiten England-Reise 1794/95. Die Flöte war in London am Ende des 18. Jahrhunderts besonders populär, und Haydn lieferte dem Publikum mit seinen Werken überaus charmante Musik, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet, wahre Delikatessen „für Kenner und Liebhaber“!
Die Musiker der Camerata Köln servieren diese Köstlichkeiten mit einer Spielfreude und einer Raffinesse, die ihresgleichen suchen! Zartheit und Entschlossenheit sind stets glänzend ausbalanciert, und so wird diese Musik hier für heutige Hörer zum exquisiten Vergnügen.
Detmar Huchting [19.02.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Trio Nr. 12 D-Dur Hob. XV:16 für Klavier, Flöte und Violoncello (1790) | |
2 | Trio F-Dur Hob. IV:F2 für Violine, Laute und Bass | |
3 | Trio in d Hob. XV:23 | |
4 | Trio G-Dur Hob. IV:3 | |
5 | Klaviertrio Nr. 14 F-Dur Hob. XV:17 | |
6 | Trio-Satz G-Dur Hob. IV:4 | |
7 | Andante (con variazioni) G-Dur Hob. IV:2 |
Interpreten der Einspielung
- Camerata Köln (Ensemble)