Songs by Debussy
Hyperion CDA67357
1 CD • 73min • 2001
01.04.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Obwohl noch jung an Jahren, zählt der lyrische Bariton Christopher Maltman zu den hochkarätigsten unter den zahlreichen britischen Talenten auf dem Gebiet des Liedgesangs; 1997 war er Gewinner des Lieder-Preises beim renommierten Cardiff Singer of the World Wettbewerb. In den diversen Liedreihen des Labels Hyperion liegen bereits mehrere sehr gelungene CDs des Sängers vor, überwiegend mit Werken britischer Komponisten, aber auch mit Schumanns Dichterliebe. Zumal letztere Einspielung hat ihm enthusiastische Kritiken eingetragen.
Mit diesem Debussy-Recital ist Maltman eine Aufnahme gelungen, deren Rang noch höher einzuschätzen ist. Denn während sich Schumanns kantable, eingängige Melodik einem Sänger – und auch Hörer – spontaner, unverstellter, emotionaler erschließt – zumindest auf einer ersten Ebene –, entführen Debussys lyrische Miniaturen in einen ganz anders gearteten musikalischen Kosmos. Clarté, Fragilität, Transparenz, intellektuell kühle Zurückhaltung, Textpräzision – so heißen hier die Schlüsselbegriffe, wobei sich die Akzente während der Entwicklung von Debussys Liedschaffen durchaus verschoben haben. Maltmans Programm überspannt einen Zeitraum von 30 Jahren, vom Frühwerk des 18jährigen Komponisten Nuit d’étoiles bis zu den späten Villon-Balladen. Zunächst tastet sich Debussy vorsichtig auf der traditionelleren, „sicheren“ Seite an die Gattung heran, zollt am Ende der 1880er Jahre in den fünf Baudelaire-Liedern hörbar dem damals in Frankreich übermächtigen Einfluss Richard Wagners Tribut, von dem er sich in den drei Verlaine-Vertonungen löst und seine eigene Musiksprache ausformt.
Die zweite Serie der Fêtes Galantes steht in enger Verbindung zu Debussys Biographie, bietet persönliche musikalische Reflexe seines Liebes- und Ehelebens. In den Villon-Balladen formuliert er einen kargen, konzisen Stil, der für die Vokallinie eine Mitte zwischen Rezitativ und Arioso sucht, dabei den Klavierpart zurücknimmt und unaufwändig und einfach ausgestaltet.
Chritopher Maltman versteht es bewundernswert, diese Entwicklungen und Akzentverschiebungen in Debussys Lied-Œuvre stimmlich umzusetzen, entfaltet eine vielgestaltige Ausdruckspalette und einen Reichtum an farblichen und dynamischen Nuancen, der auch die spröden dieser „Mélodies“ zum spannenden Hörerlebnis steigert. Malcolm Martineau ist ihm dabei ein sensibler Assistent am Klavier, ein Klangartist der feinen und kleinen Töne.
Kurt Malisch † [01.04.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | Nuit d'étoiles L 4 (Text: Théodore de Banville) – Allegro | |
2 | Fleurs des blés L 7 (Text: André Girod) | |
3 | Voici que le printemps | |
4 | Mandoline | |
5 | Cinq poèmes de Baudelaire L 64 | |
6 | Trois mélodies (Text: Paul Verlaine) | |
7 | Fêtes galantes (Series 2, 1904) – Text: Paul Verlaine | |
8 | Trois ballades de François Villon (1910) |
Interpreten der Einspielung
- Christopher Maltman (Bariton)
- Malcolm Martineau (Klavier)