Corelli & Co.
BIS 945
1 CD • 70min • 2001
17.03.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Man bewegt sich hier mit Ohr, Herz und Auge gewissermaßen dreispurig durch ein edles 70-Minuten-Programm. Abgesehen von der Klangdelikatesse und Artikulierungskunst des etablierten Blockflötenvirtuosen Dan Laurin, der als Beherrscher aller Stilrichtungen und Lehrmeister gegenwärtig ein Souverän auf seinen diversen Meisterkopien historischer Instrumente ist, bietet die vorliegende Werkauswahl einen besonderen Anreiz: die ideenreiche Vielfalt italienischer Sololiteratur des Barock. Hier werden von einem jungen, internationalen Spezialistenensemble nicht nur illustre "Originalklänge" produziert, sondern sie werden durch Begleittexte des Solisten auch aufschlußreich kommentiert. Programm, Ausführung und Erläuterungen bilden so eine in sich schlüssige Einheit.
Soweit vom Rezensenten einige Ungereimtheiten aus dem hochkarätigen Gesamtkunstwerk herauszupicken sind, müssen dem Textautor Laurin mindestens in zwei Punkten präzisere Hinweise abverlangt werden. So verwendet der Flötenprofessor nach eigener Aussage für seine Auszierungen der Violinsonate (!) Corellis "Figuren spätbarocker Meister, anstatt einen Pseudo-Corelli-Stil zu imitieren" (Tr.1-5). Wie immer man diese kryptische Bemerkung zu verstehen hat – kein einziges Wort der Begründung findet Dan Laurin für den vorliegenden Austausch der vom Komponisten intendierten Violine mit einer Altblockflöte. Und schließlich, so der Solist, hat "niemand von uns Corelli je live gehört". Welche Erkenntnis! Folglich, so liest man staunend weiter, "wäre es unmöglich, auch nur vorgeben zu wollen, in Corellis Stil zu spielen". Das kratzt immerhin bedenklich am Selbstverständnis aller sogenannten "authentischen Aufführungspraktiken". Damit relativiert aber Dan Laurin in ehrlich-flotter Schreibweise sein eigenes Vorhaben. Leicht verunsichert beugt man sich solcher Künstlerlaune.
Die optimalen 10 Punkte auf allen Bewertungsebenen dieser CD sind dem Parnassus-Avenue-Interpretenteam ohnehin sicher. Ein bläserischer Höhepunkt im Flötenduett mit Hanneke van Proosdij ist der Schlußsatz aus Sammartinis d-Moll-Triosonate (Tr.13). Gut gemeint, aber letztlich auf eine peinlich wirkende Eigenwerbung für die künstlerische Gesamtleistung hinauslaufend ist Laurins schulterklopfender Beiheft-Hinweis: "Thanks to Hanneke for playing the recorder like an angel".
Dr. Gerhard Pätzig [17.03.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arcangelo Corelli | ||
1 | Sonate E-Dur op. 5 Nr. 11 | |
Diogenio Bigaglia | ||
2 | Sonata a Fluta di quatre e Basso a-Moll | |
Giuseppe Sammartini | ||
3 | Sonate d-Moll für 2 Blockflöten und b.c. | |
4 | Sonate f-Moll Sibley 15 | |
Giuseppe Gaetano Boni | ||
5 | Sonate d-Moll op. 2 Nr. 2 | |
Francesco Maria Veracini | ||
6 | Sonate Nr. 6 a-Moll | |
Francesco Barsanti | ||
7 | Sonate C-Dur | |
Benedetto Marcello | ||
8 | Sonate d-Moll op. 2 Nr. 2 |
Interpreten der Einspielung
- Parnassus Avenue (Ensemble)