
cpo 999 836-2
1 CD • 65min • 2001
30.01.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die treffendste Anmerkung zur Musik von Ferdinand Ries (1784-1838) lieferte dessen Lehrer Beethoven: „Er ahmt mich zu sehr nach.“ In der Tat, selbst Ries’ reifere Werke stehen unter dem unverkennbaren Einfluss Beethovens – das beweist gerade auch dieser dritte Beitrag zur Gesamteinspielung der (insgesamt acht) Ries-Sinfonien. Er bietet, in der frischen, elastischen Interpretation durch Howard Griffiths und das Zürcher Kammerorchester (das – eigentlich eine reine Streicherformation – durch Bläserzuzug gehörig verstärkt werden musste), dennoch ein attraktives Plädoyer für einen klassischen Kleinmeister, dem eine gewisse Originalität nicht abzusprechen ist.
Gelegentlich versuchte er eine Flucht vor dem lastenden Vorbild; die 6. Sinfonie orientiert sich eher an frühklassischen Modellen, an der Munterkeit Haydns zumal. Wenn hier im Finale eine „türkische Musik“ mit Becken und großer Trommel Einzug hält, ahnt man indessen den Einfluss von Beethovens Neunter – dieser Zusatz geriet bezeichnenderweise erst bei einer späteren Umarbeitung ins Werk. Ries’ Sinfonien 4 und 6 sind um 1820 entstanden; dass bei Schubert und Weber zu dieser Zeit bereits die Romantik schwelte, merkt man ihnen kaum an. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass langsame Sätze zweifellos nicht die Stärke von Ries waren – das kann selbst ein Griffiths mit seinem beherzten Einsatz nicht ausbügeln. Um so mehr Temperament und Draufgängertum dürfen die Zürcher Musiker und ihr Chef in die Ecksätze investieren; diese gewinnen durchaus mitreißende Züge.
Mario Gerteis † [30.01.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ferdinand Ries | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 F-Dur op. 110 | |
2 | Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 146 |
Interpreten der Einspielung
- Zürcher Kammerorchester (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)