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Von den sechs Sinfonien des portugiesischen Komponisten ist die 1950 entstandene vierte nicht nur die umfangreichste, sondern auch die eindrucksvollste. Sie bildet den Kulminationspunkt von Braga Santos' erster Schaffensperiode, bevor er sich den modernistischen Tendenzen der Nachkriegs-Avantgarde zuwandte. Weit ausschwingende, oft modal gefärbte Melodiebögen, markante Ostinati, folkloristische Rhythmen und aparte Instrumentierung kennzeichnen das traditionell viersätzige, jedoch aus einer Keimzelle entwickelte Werk. Besonders fasziniert das trauermarschartige Andante, aber auch der schwungvolle Eingangssatz; das von Sibelius beeinflußte Scherzo mit volksliedartigem 5/4-Trio und das hymnische Finale lassen in keinem Augenblick Langeweile aufkommen. Auf einen nachträglich eingefügten Schlußchor verzichtet der Dirigent Alvaro Cassuto, selbst Komponist und intimer Kenner der Musik von Braga Santos, da so die ursprüngliche Konzeption und die Farbigkeit der Orchestrierung besser zur Geltung kommen.

Nicht minder reizvoll sind die ein Jahr später komponierten Sinfonischen Variationen über ein Volkslied aus dem Alentejo, dem ländlichen Süden Portugals. Geschickt hat Braga Santos hier die einzelnen Variationen zu einem zusammenhängenden sinfonischen Ganzen verflochten. Das irische Orchester wird den erheblichen Anforderungen dieser Partituren in jeder Hinsicht gerecht und bietet unter Cassutos schlüssigem Dirigat eine rundum brillante Leistung.

Peter T. Köster † [11.10.2002]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• National Symphony Orchestra of Ireland (Orchester)
• Álvaro Cassuto (Dirigent)