Nonesuch 7559-79636-2
1 CD • 45min • 1999
18.09.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Merkt man auch beim schlechtesten Stück von Phil Glass noch, daß es sich hier doch um einen „großen“ Komponisten handelt, so sieht die Sachlage bei John Adams komplizierter aus. Wenn dieser gewiß originelle, witzige und hochbegabte Komponist allzu naiv und selbstgefällig in den neoklassizistischen Revieren irgendwo zwischen Samuel Barber, Prokofieff oder Khatschaturian wildert, dann läßt sich der verärgerte Hörer auch nicht mit dem klugen Hinweis auf Schillers Essay „Über naive und sentimentalische Dichtung“ (1795) intellektuell ruhigstellen (der Beiheft-Fauxpas, Schiller den Vornamen „Heinrich“ zu geben, liegt ungewollt auf der Linie solchen Kulturverständnisses – und trägt, nebenbei bemerkt, gewiß nicht zur Verbesserung des Gesamteindrucks bei.). Erst im Schlußsatz Chain to the Rhythm merkt man allmählich, daß die Musik nicht um 1930 komponiert wurde, sondern daß der Komponist ja wohl schon mal Steve Reich gehört haben muß. Doch auch hier überwuchern bald klassizistische Pulsationen und Leerformeln den sparsam polyrhythmischen Drive und treiben der Musik jenen Charme aus, mit dem Adams oft zu bestechen wußte.
Das brillante Orchester und sein hinreißender Dirigent positionieren Adams' antiquierte Orchesterfloskeln optimal, verstärken aber auch den Eindruck von etwas aufgeblasener Dirigentenmusik. Schade! sagt hier der gutwillige Rezensent, aber vermutlich hätte Franz Brecht hier kaum anders formuliert...
Hans-Christian v. Dadelsen [18.09.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
John Adams | ||
1 | Naive and Sentimental Music | |
2 | Mother of the Man | |
3 | Chain to the Rhythm |
Interpreten der Einspielung
- Los Angeles Philharmonic (Orchester)
- Esa-Pekka Salonen (Dirigent)