
Naxos 8.110852
1 CD • 71min • 1938
27.06.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die 1938 in Wien entstandene Aufnahme von Gustav Mahlers 9. Sinfonie mit Bruno Walter und den Wiener Philharmonikern gehört zu den ehernen Säulen des Repertoires. Erstaunlicherweise hat die EMI-Veröffentlichung bisher das radikale „Streichkonzert“ überdauert, dem schon manch legendäre Einspielung zum Opfer gefallen ist, Dutton Laboratories hat eine sorgfältig remasterte Ausgabe vorgelegt, und zudem wird die Aufnahme von verschiedenen Budget-Labels angeboten. Die Notwendigkeit einer weiteren Veröffentlichung mag also dahingestellt sein, auch wenn bei Naxos mit Mark Obert-Thorne einer der fähigsten und sensibelsten Restauratoren für den Transfer verantwortlich zeichnet.
Der Ausnahme-Rang des Konzertmitschnitts beruht zum einen darauf, daß das Werk hier in der gleichen Besetzung erklingt, in der es 26 Jahre zuvor zur Uraufführung kam. Zum anderen ist er ein letztes Dokument der Wiener Philharmoniker vor dem Zweiten Weltkrieg, entstanden kurz bevor der Einmarsch der Nationalsozialisten alle jüdischen Musiker aus dem Orchester verbannte und Bruno Walter ins Exil zwang. Die spannungsgeladene Atmosphäre dieser Tage hat sich in der außerordentlichen Intensität der Aufführung niedergeschlagen, die sich durch zügigere Tempi und geschärftere Dramatik deutlich von der kurz vor Walters Tod 1962 in Amerika entstandenen altersmilden Studioeinspielung mit dem Columbia Sinfonieorchester unterscheidet. Die Drastik des Ländlers wird ebenso kompromißlos ausgespielt wie die Raserei der Rondo-Burleske, der riesige Kopfsatz ist übersichtlich disponiert und das Final-Adagio kommt ohne falsche Larmoyanz aus.
Daß die orchestrale Perfektion nicht immer heutigem Standard entspricht, schmälert die maßstabsetzende Bedeutung dieser Aufführung nicht.
Peter T. Köster † [27.06.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gustav Mahler | ||
1 | Sinfonie Nr. 9 D-Dur |
Interpreten der Einspielung
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Bruno Walter (Dirigent)