
timpani 1C1059
1 CD • 73min • 2000
01.06.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Einer der populärsten französischen Komponisten seiner Zeit, der Schüler so unterschiedlicher Meister wie Massenet und Franck und der langjährige Leiter der einflußreichen Concerts de Colonne, Gabriel Pierné (1863-1937), ist heute auch in seiner Heimat nahezu vergessen und nur mit einigen wenigen Orchesterwerken und Kammermusik im CD-Katalog vertreten. Dabei verdankte er seine Beliebtheit vor allem seinen Opern, wie den exquisiten musikalischen Komödien La fille de Tabarin (1901), Sophie Arnould (1927) und Fragonard (1930) und einer Reihe von Balletten, wie dem hier zum erstenmal komplett eingespielten, 1914-1915 entstandenen, aber erst 1923 an der Opera uraufgeführten Cydalise et le chèvre-pied. René Dumesnil, einer der einflußreichsten französischen Musikkritiker, sieht in seinem Buch La musique en France entre les deux guerres (1946) das Ballett sogar als ein Schlüsselwerk des Epoche neben den Sinfonien Roussels, den Klavierkonzerten Ravels oder Oedipe von Enescu.
Die jetzt vorliegende, ausgezeichnete Aufnahme unter dem leider viel zu früh, am 15. September 2000, verstorbenen Dirigenten David Shallon bestätigt diese hohe Wertschätzung. In der freilich ephemeren Liebesgeschichte zwischen der Schauspielerin Cydalise am Hoftheater Versailles und dem jungen Faun Styrax, einem jener Sujets, welche die Unvereinbarkeit von Kultur und Natur hervorheben, findet Pierné die zartesten Klangnuancen und bewegt sich mit verblüffender Sicherheit zwischen einem an Debussy geschulten Impressionismus über einen dezenten Neoklassizismus bis hin zu an Strauss gemahnenden Üppigkeiten. Dabei bleibt allerdings manchmal ein eigener Tonfall auf der Strecke. Dennoch: eine lohnenswerte Entdeckung, der weitere folgen sollten.
Dr. Rein A. Zondergeld [01.06.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Gabriel Pierné | ||
1 | Cydalise et le chèvre-pied (Suite für Orchester, 1914/15) |
Interpreten der Einspielung
- Collège Vocal de la Cathédrale de Metz (Chor)
- Orchestre Philharmonique du Luxembourg (Orchester)
- David Shallon (Dirigent)