Supraphon SU 3378-2
1 CD • 50min • 1998
01.11.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Janáceks großartiges Tagebuch eines Verschollenen möchte man als eine Art "lyrische Kammeroper" im engeren Wortsinne bezeichnen. Denn die schriftlichen Monologe des Bauernburschen, der der Zigeunerin erliegt, entwickeln eine Dramatik, die sich weder für Kantaten noch gar für "Lieder" schickt. Diesen Aspekt betont Peter Straka, der das Seelenleben des Irritierten mit großer Geste und naturbelassener Unmittelbarkeit angeht – schlüssig, lebendig, zutiefst menschlich bis in die letzte Faser des virtuosen Deklamationsmelos. Da stört es auch nicht weiter, daß die Spitzentöne vom Schluß Strakas Tessitura sprengen. In Marián Lapsansky fand er einen wunderbaren Klavierbegleiter, der mit orchestraler Klangfarbenfülle und ohne pianistische Eitelkeit die emotionalen Tiefen des Zyklus auslotet. In der Sonate Von der Straße findet Lapsansky´ nicht so viele Grauwerte wie etwa Leif Ove Andsnes (siehe Vergleichsaufnahme). Aber die aschfahle Trauer des Adagios, das der Pianist in unendlicher, schmerzlicher Ruhe angeht, läßt einem den Atem stocken.
Peter Korfmacher [01.11.1999]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Leoš Janáček | ||
1 | Tagebuch eines Verschollenen JWV 12 (Liederzyklus) | |
2 | Klaviersonate 1.X.1905 - Von der Straße es-Moll |
Interpreten der Einspielung
- Peter Straka (Tenor)
- Marián Lapsansky (Klavier)