
Hyperion CDA67301/2
2 CD • 1h 57min • 1997
01.03.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Angela Hewitt präsentiert sich im selbstgeschriebenen Book-let als kundige Interpretin, die Interessantes zu den einzelnen Nummern des Wohltemperierten Klaviers aus der durch Praxis geschärften Perspektive des Pianisten zu sagen hat. Mehrere hervorragend besprochene Aufnahmen, darunter Bachs französische Suiten und die dreistimmigen Inventionen, hat sie bereits bei Hyperion vorgelegt. Ihr Expertentum teilt sich auch in dieser neuesten Einspielung mit: Mustergültig und mit wasserklarer Heiterkeit durchleuchtet
sie das kontrapunktische Dickicht der Fugen des ersten Bandes, nie verliert sie den Überblick, sauber trennt sie jede Stimme von der anderen. Aber irgendwie klingt Bachs Meisterwerk unter ihren Händen, als hätte sie es vor den Sündenfall datiert: Klanggewordene Unschuld macht den Hörer manchmal fast glauben, Rotkäppchen sitze am Klavier. Wer die Interpretationen von Friedrich Gulda (Phillips) oder Glenn Gould (Sony) kennt, der weiß, daß diese gelegentlich auch in die Rolle des bösen Wolfes schlüpfen und ihren Deutungen, wo angebracht, mit scharfen Zähnen Biß geben. Wer sich für die grundsätzlich lobenswerte Interpretation von Angela Hewitt entscheidet, sollte sich überlegen, ob er auf diesen aufregenden Aspekt in Bachs Musik ganz verzichten möchte.
Peter Schlüer [01.03.1999]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Das Wohltemperierte Klavier Buch I BWV 846-869 |