Johann Caspar Ferdinand Fischer
Hymns & Psalms
Ensemble Gloriosus • Patrick Debrabandere

cpo 555 689-2
1 CD • 60min • 2024
06.10.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Caspar Ferdinand Fischer, der 1656 im sudetenländischen Schönfeld bei Falkenau an der Eger geboren wurde und als Badener Hofkapellmeister 1746 im biblischen Alter von knapp 90 Jahren in Rastatt starb, ist heute vorwiegend durch seine Ariadne musica von 1702 bekannt, da diese Sammlung von Präludien und separaten Fugen in 20 verschiedenen Tonarten Johann Sebastian Bach zu seinem Wohltemperierten Clavier anregte. Seine Vokalkompositionen gerieten jedoch in Vergessenheit bis in den 80er Jahren der Musikhistoriker Rudolf Walter auf sie aufmerksam machte. Somit erwirbt sich die Ersteinspielung von Psalmen und der Lauretanischen Litanei in Form einer musikalischen Vesper durch das Ensemble Gloriosus unter Patrick Debrabandere Verdienste um die Erschließung dieses Repertoires.
Pionier in vielen Bereichen
J.C.F. Fischer erhielt seine kompositorische Ausbildung in Dresden, wahrscheinlich bei Christoph Bernhard, einem Schüler von Heinrich Schütz, der uns in seinem Tractatus compositionis augmentatus die Kompositionslehre Schützens überlieferte. Dort traf Fischer auch auf Georg Muffat, der bei J.B. Lully gelernt hatte und erhielt so gleichzeitig eine profunde Einführung in den französischen Stil. Diesem huldigt er in den Orchestersuiten von Le Journal du Printemps von 1695 und den Pièces de Clavecin von 1696, die als Musikalisches Blumenbüschlein 1698 neu aufgelegt wurden. Vom Schwierigkeitsgrad her liegen die beachtlichen Tastenwerke zwischen den Französischen und Englischen Suiten Bachs und lohnen somit durchaus. Eine weitere Neuerung Fischers war die Verwendung von – wegen der vorherrschenden mitteltönigen Stimmung – problematischen, bis dahin gemiedenen Tonarten und die von der damaligen mehrteiligen Toccatenform mit fließendem Wechsel von improvisatorischen und fugierten Abschnitten abweichende Trennung von Präludium und Fuge.
Seine Vokalkompositionen nehmen sich in den Psalmvertonungen, dem Magnificat und der Lauretanischen Litanei hingegen eher konservativ aus. Sie erinnern an den Stil der geistlichen Konzerte mit einer Mischung aus deutscher Kontrapunktik und italienischem Stil, wie sie von den Schütz-Nachfolgern A. Hammerschmidt, S. Knüpfer und J. Kuhnau gepflegt wurden. In dieser Hinsicht sind die Magnificat-Vertonungen Johann Pachelbels um einiges spannender.
Die Kompositionen entstammen dem 1701 in Augsburg erschienenen Druck Vesperae, seu Psalmi vespertini pro toto anno. Sie sind größtenteils auf CPDL greifbar und die Psalmen sind eine durchaus reizvolle Alternative für eine Abendmusik. Sie erfordern allerdings einen höhensicheren Sopran und einen Bass mit profunder Tiefe bis zum D.
Interpretation, die noch Wünsche offen lassen
So ganz scheint sich das Ensemble Gloriosus noch nicht zusammengesungen zu haben, dazu mangelt es noch ein wenig an Präzision und Balance im Ensembleklang, die dann erst für die nötige schlanke Transparenz eines Spitzenensembles sorgen. Die Werke sind definitiv im Chorton notiert, was bedeutet, dass der Stimmton mindestens auf 440 Hz, wenn nicht gar auf 466 Hz liegen sollte. Die tiefe barocke Kammerstimmung von 415 Hz führt in der Aufnahme zu einem eher dumpfen Klangbild. Zudem ist die gewählte Akustik zu hallig.
Der Booklet Text könnte bei einer Ersteinspielung durchaus etwas umfangreicher sein.
Fazit: Ordentliche Ersteinspielung, die Kirchenmusikern Anregungen für das Programm einer der nächsten Abendmusiken gibt. Ansonsten eher für Spezialisten mit Interesse am Komponisten und seinen Werken und einem Vergleich mit seinen Zeitgenossen.
Thomas Baack [06.10.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Caspar Ferdinand Fischer | ||
1 | Lytaniae Lauretanae: Honori Purificationis BV Mariae | 00:07:41 |
2 | Alma Redemptoris Mater (Antiphon I) | 00:03:45 |
3 | Salve Regina (Antiphon IV) | 00:06:14 |
4 | Ave Regina coelorum (Antiphon II) | 00:05:34 |
5 | Lytaniae Lauretanae Honori Immaculatae Conceptionis BV Mariae | 00:06:15 |
6 | Deus in adjutorium | 00:00:11 |
7 | Domine ad adjuvandum | 00:00:48 |
8 | Dixit Dominus (Psalm 109) | 00:02:49 |
9 | Dum esset rex | 00:00:30 |
10 | Confitebor (Psalm 110) | 00:03:36 |
11 | Laudate pueri (Psalm 112) | 00:04:37 |
12 | Leva ejus | 00:00:23 |
13 | Laetatus sum (Psalm 121) | 00:03:25 |
14 | Nigra sum | 00:00:28 |
15 | Nisi dominus (Psalm 126) | 00:03:36 |
16 | Ave maris stella | 00:02:32 |
17 | Magnificat | 00:07:39 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Gloriosus (Ensemble)
- Patrick Debrabandere (Dirigent)