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Besprechung CD

Fabian Müller

String Quartets No. 2-4
Galatea Quartet

Ars Produktion ARS 38 675

1 CD • 57min • 2023, 2024

05.03.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Es ist höchst erfreulich, dass die Streichquartett-Literatur nach wie vor durch hervorragende Komponisten um neue Meisterwerke bereichert wird. Spontan fallen mir aus jüngerer Zeit das bislang einzige Quartett Al-Asr des genialen jungen Franzosen Benjamir Attahir oder das erst kürzlich uraufgeführte Quartett Nr. 8 des deutschen Altmeisters Roland Leistner-Mayer ein. Als echte Bereicherung des Repertoires dürfen auch die bislang vier Streichquartette des 1964 geborenen Schweizers Fabian Müller gelten, von denen die drei letzten auf dem vorliegenden Album des Galathea-Quartetts zu hören sind. (Das Streichquartett Nr. 1 wurde bereits 2008, als die nachfolgenden noch nicht existierten, vom Petersen-Quartett für Capriccio aufgenommen.)

Konzise, verspielt, scharf gewürzt

Müller hat sich in seinem Schaffen weder von Moden beeindrucken lassen, noch schloss er sich einer „Schule“ an. Die Verbindung zur klassischen Tradition ist für ihn etwas Selbstverständliches, das nicht speziell betont werden muss. Im Übrigen verlässt er sich auf seinen stark ausgeprägten Sinn für Klangfarben und harmonische Spannungen, die ihn immer wieder zu originellen Lösungen führen.

Müllers Musik ist rhythmisch sehr lebendig, oft freundlich verspielt, schlägt mitunter robustere Töne an und überzeugt auch im lyrischen mit fein ausgesponnenen, polyphonen Kantilenen. Seine Harmonik ist oft scharf gewürzt, wahrt aber immer die Bindung an tonale Zentren. Die Formen seiner Instrumentalwerke lehnen sich an traditionelle Typen an, wirken aber nie schematisch oder akademisch. Müller formuliert seine Gedanken konzise, auf den Punkt gebracht. Längen gibt es bei ihm nicht, die Musik atmet stets frei.

Quartette mit Charakter

Die Streichquartette Nr. 2–4 sind zwischen 14 und 25 Minuten lang und entstanden in kurzen Abständen voneinander während der Jahre 2010 und 2011. Allen liegt jeweils eine bestimmte Idee zugrunde, die sich in der Form bzw. im Charakter der Werke niederschlägt. So liegen den vier Sätzen des Zweiten Quartetts, das den Beinamen Das Helvetische trägt, Topoi der Schweizer Volksmusik, zum Teil auch originale Volksmelodien, zugrunde. Besonders originell ist der ländlerartige dritte Satz mit seinen lydischen Jodlern und eigenartigen Imitationen fernen Glockengeläuts.

Das Dritte Quartett ist eine Studie Über die Zeit. Es verdankt seine Anregung der Pausenglocke einer Schule, die das berühmte Westminster-Carillon spielte. Dieses Quinten-Signal zieht sich in vielerlei Varianten durch das Werk. Der zweite Satz wird von einem im Sekundentakt tickenden B grundiert, über dem sich lang gezogene Linien polyphon entfalten. Ein scherzoartiger Satz in jenem Tempo, das im Englischen „one in a bar“ heißt, steht am Schluss.

Gewichtiges Werk

Das viersätzige Quartett Nr. 4 ist das ausgedehnteste und meines Erachtens auch gewichtigste der drei Werke. Es folgt dem Motto 1 für 4, 4 für 1 und ist gleichsam ein modernes Quatuor concertant, denn immer wieder werden hier einzelne Instrumente solistisch den übrigen gegenübergestellt, am markantesten in den Solokadenzen, mit denen alle Sätze beginnen – der erste mit der ersten Violine, die übrigen in absteigender Reihenfolge bis zum Violoncello. Jede Kadenz stellt die für das jeweilige Instrument charakteristischen Lagen heraus und aus jeder entwickelt sich ein Satz anderen Charakters: ein flüssiges, kraftvolles Allegro, ein introspektives Adagio, ein spukhaft anhebendes Scherzo mit grotesk verfremdeten Tanzmusik-Elementen und ein sich nach und nach im Tempo steigerndes Finale.

Jedes dieser drei Quartette lohnt die ausführliche Beschäftigung. Das Galathea-Quartett spielt ebenso schwungvoll wie kantabel und mit feinem Gespür für Müllers differenzierte Klangeffekte. Die Musiker haben sich die Musik ganz zu eigen gemacht und präsentieren die Werke auf eine Weise, die keine Wünsche offen lässt. Die Werkeinführungen im Beiheft stammen vom Komponisten selbst.

Norbert Florian Schuck [05.03.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Fabian Müller
1Streichquartett Nr. 2 (Das Helvetische) 00:13:56
5Streichquartett Nr. 3 (Über die Zeit) 00:20:37
8Streichquartett Nr. 4 (1 für 4, 4 für 1) 00:22:43

Interpreten der Einspielung

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