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Besprechung CD

Paul Mealor

The Light of Paradise
The Zurich Chamber Singers

Berlin Classics 0303415BC

1 CD • 52min • 2024

30.10.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Der Waliser Paul Mealor, Jahrgang 1975, Schüler u.a. von William Mathias, John Pickard und Hans Abrahamsen, erfreut sich in Großbritannien (und nicht nur dort) augenscheinlich erheblicher Popularität. In erster Linie (obwohl längst nicht ausschließlich) ein Komponist von Chormusik, erhielt er in den vergangenen etwa 15 Jahren immer wieder Aufträge der britischen Krone, erklomm mit einem Chorstück auf Texte von und an britische Soldaten die Hitparaden und ist soeben (im Oktober 2024) erst 48-jährig nach knapp 20 Jahren als Professor an der University of Aberdeen in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Die vorliegende CD stellt seine „Choroper“ The Light of Paradise vor, ein gut 50-minütiges Werk für Chor und Saxophonquartett, das für die Zurich Chamber Singers entstand, hier sekundiert vom sonic.art Saxophonquartett und unter der Leitung von Christian Erny.

The Booke of Margery Kempe

Inspiration und Textgrundlage von The Light of Paradise bildet eine Schrift der englischen Mystikerin Margery Kempe, die u.a. als erste englische Autobiographie und erste Autobiographie einer Frau betrachtet wird. Kempe, Frau eines Kaufmanns und Mutter von mindestens 14 Kindern, unternahm bis in die 1430er Jahre hinein ausgedehnte Pilgerreisen nach Europa und in den Nahen Osten, auf denen sie, weiß gekleidet wie eine Braut, inbrünstigst die Nähe Gottes suchte und unter anderem – die Schmerzen Jesu am Kreuz nachvollziehend – durch heftige Weinkrämpfe (ihren Zeitgenossen durchaus negativ) auffiel. Hiervon legte sie in ihrem 1438 fertiggestellten The Booke of Margery Kempe Zeugnis ab, aus dem Mealor in 14 knappen, jeweils zwischen zwei und fünf Minuten dauernden Sätzen (Devotions genannt) eine Reihe kürzerer Auszüge vertont hat.

Historisierendes, Minimal Music und Jazzeinflüsse

Zunächst seien die Interpreten der vorliegenden Produktion ausdrücklich gelobt: die Zurich Chamber Singers und das sonic.art Saxophonquartett garantieren für eine insgesamt vorbildliche, gerade die verinnerlichten Stellen des Werks (etwa Nr. 8) subtil, differenziert und eindringlich realisierende Wiedergabe der Partitur. Weit weniger überzeugt mich allerdings Mealors Werk selbst. Mealor schreibt eine weitgehend unkompliziert rezipierbare, modal geprägte Musik, die einerseits bewusst historisierend anmutet, in ihrer Repetition relativ basaler Skalen- und Motivfragmente aber auch an Minimal Music erinnert und punktuell Jazzeinflüsse aufweist, so etwa in Nr. 7, einer Art Scherzo für Saxophonquartett, dem einzigen reinen Instrumentalsatz des Werks. Vier der Sätze besitzen Rezitativcharakter und sind nur für eine Solostimme und ein Saxophon, Nr. 10 sogar nur für einen einzelnen Sänger geschrieben. Aufhellung bieten jeweils die Teile, die sich auf Maria beziehen, so als erstes Nr. 4. Aber auch dann, wenn Mealor Kempes Verwirrung und ihre Angst von der Verdammnis schildert (Nr. 3 bzw. Nr. 12), ist die Musik zwar sicherlich etwas zerklüfteter, aber kaum wirklich spannungsvoll oder gar abgründig.

Viel Gleichförmigkeit

Mittelpunkt und Herzstück des Werks bildet Nr. 8 Beneath thy compassion, ein unbegleiteter, ruhiger, durchaus innig empfundener Chorsatz. Die Rezitative dagegen wirken auf die Dauer arg gleichförmig, nicht zuletzt da Mealor im zweiten Teil (eben mit Nr. 8 als Achse) substantielle Passagen des ersten Teils leicht variiert wiederholt, z.B. um einen Ganzton nach oben oder unten versetzt, gilt dies auch für das Werk insgesamt. Hinzu kommt, dass u.a. die Motivik oft eher formelhaft wirkt, schon in Nr. 1 (und damit auch Nr. 6 und Nr. 13a) zu beobachten, aber auch im Basssolo von Nr. 10 („violently“, zweimal wiederholt, jeweils auf es-d-c). Im abschließenden Halleluja (Nr. 14) wiederum lässt es sich Mealor nicht nehmen, in den letzten etwa drei Minuten sein C-Dur durch fortwährendes Glöckchenklingeln zu unterstreichen.

Tadellose Wiedergabe

Man mag bei der Besetzung etwa an Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble denken, mir fällt aber insbesondere auch To Brooklyn Bridge des großartigen, viel zu früh verstorbenen Tristan Keuris ein, dessen Instrumentalensemble u.a. auch auf einem Saxophonquartett fußt, ein Werk von stupender Vielgestaltigkeit und Intensität der musikalischen Situationen. Mealors Musik ist natürlich „populärer“, aber eben auch wesentlich einfacher gehalten und bietet über mehr als 50 Minuten letztlich zu wenig Überraschendes, nachhaltig Erinnerliches, Anregendes, Reizpunkte. Dies soll die grundsätzliche Leistung der Interpreten nicht schmälern, abgerundet durch einen gut geschriebenen, informativen Begleittext.

Holger Sambale [30.10.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Paul Mealor
1The Light of Paradise (Fourteen Devotions to Margery Kempe) 00:51:47

Interpreten der Einspielung

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