Sonatas for Violin and Piano
Covatti Dussaut Honegger d'Indy
Audax Records ADX11208
1 CD • 63min • 2022
09.06.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Komponistin Hélène Covatti wurde 1910 in Athen geboren, wo ihr Vater an der rumänischen Botschaft tätig war. Mit 15 Jahren ging sie nach Paris, um am Konservatorium Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition zu studieren. Ihr Ehemann wurde Robert Dussaut, Kompositionsschüler von Vincent d’Indy und Preisträger des prestigeträchtigen Prix de Rome. Dieses heute unbekannte Künstlerpaar rücken die Geigerin Marie Radauer-Plank und die Pianistin Henrike Brüggen in den Mittelpunkt ihrer neuen CD, die bei dem Label Audax erschienen ist.
Ein entdeckenswertes Musikerpaar
Robert Dussauts viersätzige Kurze Suite im alten Stil greift mit Sätzen wie "Gavotte" oder "Aria" auf barocke Vorbilder zurück. Herzstück des Albums ist die Ersteinspielung von Hélène Covattis Hauptwerk: der dreisätzigen, 1946 in Paris uraufgeführten Violinsonate. Eine ganz selbstbewusst-eigene Musik ist das, mit einer freien harmonischen Sprache, anknüpfend an die Traditionen von französischer Spätromantik und Impressionismus. Geigenlinien schweben über einem kontrapunktisch dicht gewebten Klavierpart. Die Bandbreite von der großen leidenschaftlichen Geste bis zur verträumten Innerlichkeit reizt das Duo Brüggen-Plank voll aus. Auf Grundlage einer prägnanten Artikulation und eines tiefen Formensinns entsteht eine große Palette an fein abschattierten Stimmungen.
Kein Wunder, dass Covatti mit dieser expressiven Musik bei den eher sachlichen Avantgardisten der Nachkriegszeit nicht auf großen Anklang stieß. Jedoch fand Arthur Honegger Gefallen an dem Stück und sorgte als Jurymitglied dafür, dass es mit dem „Prix Halphen“ ausgezeichnet wurde.
Reizvolle künstlerische Querverbindungen
Die Werke von Hélène Covatti, die überwiegend vor ihrer Hochzeit entstanden, blieben zu ihren Lebzeiten unveröffentlicht. Auch die Musik ihres Mannes geriet in Vergessenheit. Erst die Tochter der beiden, die Pianistin Thérèse Dussaut, ließ den künstlerischen Nachlass ihrer Eltern edieren.
Abgerundet wird diese Einspielung mit Musik von Arthur Honegger und Vincent d’Indy, also den für das Künstlerpaar Covatti-Dussaut einflussreichsten Musikern – hier offenbaren sich reizvolle künstlerische Querverbindungen. Honeggers im Ersten Weltkrieg entstandene Violinsonate Nr. 1 wirkt in diesem Umfeld stimmig, beruft sich Honegger doch hier ebenfalls auf die französische Romantik. Den Abschluss macht ein kurzes, melancholisches Andante von Dussauts Lehrer d’Indy.
Marie Radauer-Plank und Henrike Brüggen haben bereits Raritäten von Karol Szymanowski und George Enescu veröffentlicht. Mit dem Repertoire des frühen 20. Jahrhunderts sind sie vertraut. Hier machen sie Lust darauf, eine unbekannte Nische der französischen Kammermusik zu entdecken.
Antje Rößler [09.06.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hélène Covatti | ||
1 | Sonate für Violine und Klavier | 00:18:24 |
Arthur Honegger | ||
4 | Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier | 00:21:33 |
Robert Dussaut | ||
7 | Suite Brève dans le style ancien | 00:09:51 |
11 | Élégie | 00:03:21 |
12 | Printemps | 00:03:18 |
Vincent d' Indy | ||
13 | Andante | 00:06:03 |
Interpreten der Einspielung
- Marie Radauer-Plank (Violine)
- Henrike Brüggen (Klavier)