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Besprechung CD

Alexander Asteriades

String 'Quartet • Vertonte Gedichte

MDG 707 2314-2

1 CD • 51min • 2023, 2009

10.05.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Alexander Asteriades (Jg. 1941) hat in Erlangen in Philosophie promoviert und in München an der Musikhochschule ein Examen für das Lehramt abgelegt. Als Komponist ist er jedoch Autodidakt, hat das Handwerk nach eigener Aussage durch das intensive Studium von Komponisten des 15. bis 20. Jahrhunderts erlernt, mit deren Werken er sich als Geiger, Chor- und Orchesterleiter auch praktisch auseinandergesetzt hat. Er ist also ein Eklektiker im besten Sinne des Wortes. Dennoch haben seine hier präsentierten Arbeiten keinen „second-hand“-Charakter, sind in gewisser Weise eigenständig und zeigen eine persönliche Sicht auf die behandelten Sujets. Sehr originell in dem String Quartet, das wie eine dreisätzige Sonate aufgebaut, aber von literarischen Texten inspiriert ist. Der erste Satz (Die Wolke ist mein Flügel) nimmt Bezug auf Eduard Mörikes Gedicht Im Frühling („Hier sitz ich auf dem Frühlingshügel“), in dem das Lyrische Ich eingehüllt von diversen Frühjahrsempfindungen über die Vergänglichkeit der Liebe nachsinnt. Der ruhige zweite Satz Ave Maris Stella (Sei gegrüßt, Meerstern) ist ein mittelalterlicher Marienhymnus, der im 11. Jahrhundert in Musik gesetzt wurde und von Asteriades in die instrumentale Form eines kontrapunktisch aufgebauten Ricercar gebracht wird. Der letzte Satz (Heil dir Mensch), der zwischen kantabler Tonalität und aufgewühlter Kakophonie changiert, bezieht sich auf einen im Fieberdelirium geäußerten Satz des griechischen Autors Nikos Kazantzakis.

Affinität zu deutscher Lyrik

Die Vertonten Gedichte, zwischen 2004 und 2009 – mithin bereits im neuen Jahrtausend – entstanden, stehen ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts, also einer Blütezeit der Liedkunst. Doch sie haben dabei keinen ausgeprägten Retro-Touch, nichts Nostalgisches. Asteriades bevorzugt hier die altbewährten Formen wie die dreiteilige Liedform oder das variierte Strophenlied, was allerdings auch mit der Struktur der literarischen Vorlagen zu tun hat: drei Gedichte von Goethe, zwei von Mörike, je eines von Hölderlin, Trakl, Ringelnatz und Walter von der Vogelweide. Auch wenn sich kein unmittelbarer zyklischer Zusammenhang ergibt, entsteht doch durch den Blickpunkt des Komponisten eine gewisse Homogenität und ergeben sich durch die Dramaturgie der Anordnung reizvolle Kontraste, wenn etwa dem Lebenshunger, dem Ringelnatz in Ich bin so knallvergnügt erwacht Ausdruck verleiht, unmittelbar Der Tod folgt, den Hölderlin als Schrecken, aber auch als Retter beschreibt. Und weiter geht es dann mit dem unbeschwerten Liebesgesang Tandaradei Walters von der Vogelweide. In der heiteren Storchenbotschaft Mörikes hält Asteriades der mächtigen Konkurrenz von Hugo Wolf immerhin stand. Musikalisch arbeitet er, der offenbar eine starke Affinität zur deutschen Lyrik hat, immer sehr auf den Text gerichtet und in einem erweiterten tonalen Rahmen, um „aus der Sackgasse der Atonalität herauszukommen.“

Überzeugende Umsetzung

Die Wiedergabe lässt keine Wünsche offen. Jörg Gottschick, der sieben der neun Lieder übernommen hat und dessen kultivierter Bariton nur in der tieferen Lage etwas fahl klingt, ist ein uneitler und damit sehr geeigneter Mittler der Texte. In puncto Wortdeutlichkeit kann die Mezzosopranistin Ursula Thurmair nicht ganz mithalten, punktet aber in Tandaradei mit stimmlicher Frische und munterem Vortrag. Paul Rivinius deutet seinen pianistisch attraktiven Part mit Verve und Feingefühl aus. Einen glänzenden Eindruck hinterlässt das in Wien gegründete, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Giocoso String Quartet, dessen Mitglieder aus Deutschland, Rumänien, Spanien und Kanada kommen. Zwischen den vorliegenden Aufnahmen liegen 14 Jahre, doch ist der Aufnahmeort (Konzerthaus Abtei Marienmünster) identisch. Das natürliche und plastische Klangbild kommt der Musik und dem Vortragsstil der Künstler sehr entgegen.

Ekkehard Pluta [10.05.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Alexander Asteriades
1Streichquartett 00:20:19
4Verfall (aus: Vertonte Gedichte) 00:04:17
5Dämmerung (aus: Vertonte Gedichte) 00:03:25
6Harfner III (aus: Vertonte Gedichte) 00:02:49
7Selige Sehnsucht (aus: Vertonte Gedichte) 00:03:01
8Storchenbotschaft (aus: Vertonte Gedichte) 00:04:52
9Ich bin so knallvergnügt erwacht (aus: Vertonte Gedichte) 00:01:20
10Der Tod (aus: Vertonte Gedichte) 00:02:53
11Tandaradei (aus: Vertonte Gedichte) 00:03:14
12Nachts (aus: Vertonte Gedichte) 00:04:52

Interpreten der Einspielung

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