In Time
Aros Guitar Duo
OUR Recordings 8.226919
1 CD • 58min • 2019, 2021
14.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Gitarristen Simon Wildau und Mikkel Egelund, die seit über 15 Jahren als das dänische Aros Guitar Duo zusammen auftreten, haben für ihr neues Album „In Time“ Kompositionsaufträge an sechs Komponisten vergeben. Die Aufgabe bestand darin, Duos zu kreieren, die auf die aus der Zeit um 1500 stammende Ode In vernalis temporis, ein Frühlingslied, zurückgehen. Die Melodie, die täglich vom Glockenturm des Rathauses in Aarhus erklingt, bildet also eine Art Thema, und es wäre deshalb hilfreich gewesen, die Noten im Booklet abzudrucken.
Glockengeläut und Frühlingsgefühle
Die zwischen 2018 und 2021 entstandenen Kompositionen beziehen sich zwar alle auf dieses Thema, sind aber stilistisch ganz unterschiedlich geraten, was den Reiz der Neueinspielung ausmacht. Vom Zitat der Grundmelodie bis zur Verwendung kurzer Motive reicht die Spannweite. Der 1988 geborene Komponist Asger Agerskov Buur nennt sein Stück I foråret (Im Frühling), und er sucht dem Geist des alten Liedes auf die Spur zu kommen. Dabei erinnert er durch sich steigernde Repetitionen an das Glockengeläut. Feinsinnig der leise verhallende Ausklang der Komposition. Martin Lohse geht in seinem Beitrag Ver auf den ursprünglichen lateinischen Text der Frühlingsode zurück und möchte das Bild der Sonnenstrahlen im morgendlichen Tau beschwören. Dafür greift er auf rhythmisches Gleichmaß und vertraute Harmonik zurück.
Auch der November klingt an
Der in Aarhus geborene Peter Bruun will seine Herkunft von der Rockmusik nicht verleugnen. Statt dem hellen Licht des Frühlings besingt er Dark is November und beginnt sein Stück mit elegischen Glissandi. Die an- und abschwellende Gestaltung sorgt für einen spannenden Verlauf, der vor heftigen Dissonanzen nicht zurückschreckt. Auch sein Opus verklingt zart. Rasmus Zwicki fordert bei In Time die beiden Gitarristen zur ständigen Überschneidung ihrer Notenblätter auf, wobei sich das Tempo während der Zeit von fast zwölf Minuten zunehmend verlangsamt. Moderne Zufallsklänge, die dabei entstehen, sind durchaus gewollt.
Von der Achterbahn zum Banjo
John Frandsen, Jahrgang 1956, schickt die beiden Interpreten in Rollercoaster auf eine virtuose Achterbahnfahrt der Stile und Gefühle, wobei er Fragmente aus der vorgegebenen Melodie aufflackern lässt. Einen originellen Beitrag liefert der 1953 geborene Amerikaner Wayne Siegel, der sein Musikstudium in Aarhus beendete. Vernalis Breakdown ist durch den American Bluegrass, eine Stilart der Country-Music, inspiriert, wobei Anspielungen auf den Banjo-Klang ganz bewusst erzeugt werden. Das 16. Jahrhundert soll hier hart auf die Gegenwart treffen.
Leistung des Gitarrenduos
Die beiden Gitarristen bewegen sich sicher und genau aufeinander abgestimmt in dem sechsteiligen Stilmix, wobei die heterogenen Stücke immer wieder neue technische Herausforderungen bereithalten. Die von den Komponisten verlangten Stimmungsschwankungen werden einfühlsam vermittelt. Das Beiheft (nur in englischer Sprache) bietet einen Einführungstext zu dem Gesamtprojekt, Hinweise zu den Interpreten und kurze Kommentare der Komponisten zu ihren Stücken.
Prof. Klaus Trapp [14.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Asger Agerskov Buur | ||
1 | I foråret (In the spring) | 00:11:39 |
Martin Lohse | ||
2 | Ver | 00:08:23 |
Peter Bruun | ||
3 | Dark is November | 00:07:15 |
Rasmus Zwicki | ||
4 | In Time | 00:11:41 |
John Frandsen | ||
5 | Rollercoaster | 00:12:22 |
Wayne Siegel | ||
6 | Vernalis' Breakdown | 00:06:48 |
Interpreten der Einspielung
- Aros Guitar Duo (Gitarrenduo)