Joseph Martin Kraus
Overtures
cpo 555 579-2
1 CD • 68min • 2019, 2023
12.02.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Obwohl die Werke von Joseph Martin Kraus, dem „schwedischen Mozart“, auf CDs häufig vertreten sind, wird er in den einschlägigen Musiklexika noch immer sträflich vernachlässigt. Er ist im selben Jahr wie Mozart geboren und ein Jahr nach ihm gestorben. Geboren wurde er 1756 in Miltenberg, erzogen wurde er im Jesuitengymnasium von Mannheim, studiert hat er zunächst Jura, dichtete und komponierte aber daneben schon, ging 1778 nach Stockholm und wurde dort Hofkapellmeister und Direktor der Königlichen Musikakademie. Seinem Gönner und Förderer König Gustav Adolf III., der 1792 bei einem Maskenball ermordet wurde, folgte er kurz danach, nachdem er noch eine opulente Trauermusik für ihn komponiert hatte, in den Tod.
Geordnet nach kontrastreicher Kontinuität
Die CD vereint die wichtigsten Ouvertüren von Kraus. Das zweisprachige Booklet informiert ausführlich über Form und Ausgestaltung der Ouvertüre. Die Ouvertüren sind bewusst nicht chronologisch angeordnet, sondern, wie das Booklet formuliert, „wie ein Palindrom“ an den Tonarten orientiert, um eine „kontrastreiche Kontinuität“ zu vermitteln. Beschrieben werden sie aber chronologisch – was eine umständliche Sucherei im Booklet zur Folge hat. Nicht ganz logisch ist die Vermischung am Schluss der Ouvertüren zu der Trauerkantate mit Opern-Ouvertüren.
Emotionale Wucht
Die Musik dieser Ouvertüren hat immer viel emotionale Kraft, ja Wucht, ist äußerst fantasievoll, aufregend, sprechend und bildmalend. Sie malt mal ein sturmgepeitschtes Meer (Track 1), mal die Aufstellung zu einer Schlacht (Track 5), kommt mal als klirrende Janitscharen-Musik daher (Track 4) oder als tänzerisches Ballett (Track 2), mal majestätisch und romantisch-dramatisch (Track 6), oder gar rollend aufgewühlt (Track 3), überrascht mit krähender Oboe oder gefühlvollem Fagott oder gar heulenden Hörnern (so die zutreffenden Booklet-Beschreibungen).
Stürmisch und drängend gespielt
Dieser Musik wird so etwas wie Sturm und Drang zugeschrieben – und stürmisch und drängend, rhetorisch nachdrücklich und durchaus gestisch spielt auch das Orchester Theresia unter der energischen Leitung von Claudio Astronio. Allerdings bieten die Streicher nicht die perfekte Homogenität, wie sich an den leis-dramatischen Stellen hören lässt.
Das Hörbild ist etwas eingedunkelt blockhaft, wenngleich die Instrumentengruppen scharf trennend. Track 4 ist in einem anderen Saal – und vier Jahre später – aufgenommen, der viel heller und greller klingt. Das stört etwas die klangliche Homogenität.
Rainer W. Janka [12.02.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Martin Kraus | ||
1 | Æneas i Cartago VB 23 (Ouvertüre zum Prolog) | 00:07:09 |
2 | Fiskarena VB 40 (Ouvertüre) | 00:03:29 |
3 | Olympia VB 33 (Ouvertüre) | 00:07:37 |
4 | Soliman VB 22 (Ouvertüre) | 00:05:28 |
5 | Æneas i Cartago VB 23 (Introduktion 5. Akt) | 00:05:00 |
6 | Æneas i Cartago VB 23 (Ouvertüre 1. Akt) | 00:07:37 |
7 | Äfventyraren VB 32 (Ouvertüre) | 00:07:12 |
8 | Gustav III VB 42 (Introduktion Teil 1) | 00:04:33 |
9 | Gustav III VB 41 (Geburtstagskantate; Ouvertüre) | 00:05:45 |
10 | Proserpina VB 19 (Ouvertüre) | 00:07:09 |
11 | Gustav III VB 42 (Begräbniskantate; Introduktion Teil 2) | 00:06:40 |
Interpreten der Einspielung
- Theresia (Ensemble)
- Claudio Astronio (Dirigent)