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Besprechung CD

Grażyna Bacewicz

Complete Orchestral Works Vol. 2

cpo 555 660-2

1 CD • 53min • 2023

18.01.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Bei cpo erschien nun die zweite Folge der Gesamtaufnahme sämtlicher Orchesterwerke der Polin Grażyna Bacewicz (1909-1969). Wieder spielt das WDR Sinfonieorchester unter Łukasz Borowicz. Die erste CD – mit den Symphonien Nr. 3 & 4 (siehe unsere Kritik Nr. 24212) – erhielt vom Rezensenten Höchstbewertungen, hat aber inzwischen durch die vom Chandos-Label ebenfalls begonnene Neuaufnahme von Bacewiczs Orchestermusik eine starke Konkurrenz bekommen. Dies ist sehr erfreulich, denn die jugendliche Hochbegabung als Geigerin und Komponistin hat die polnische Musikszene der Nachkriegszeit bis zu ihrem recht frühen Tod nachhaltig beeinflusst wie sonst allenfalls noch Lutosławski oder Penderecki.

Ikone des Neoklassizismus

Bis zur Mitte der 1950er Jahre darf man Bacewicz als die polnische Ikone des Neoklassizismus ansehen. Offensichtlich hat sie in Paris bei Nadia Boulanger diesen Stil in geradezu exemplarischer Weise verinnerlicht. Gar nicht ungefährlich unter Sowjetherrschaft; aber die Komponistin war zeitlebens klug genug, sehr genau zu wissen, wie weit sie gehen konnte, ohne sich einerseits dem Vorwurf des „Formalismus“ auszusetzen oder andererseits dem „sozialistischen Realismus“ über Gebühr anzubiedern. Von der 1943 entstandenen Konzertouvertüre – bis heute ihr populärstes Werk – gab es allein im letzten Jahr drei Neueinspielungen. Obwohl sie sich – bei knapp 6 Minuten Spieldauer – zeitlich nur um wenige Sekunden unterscheiden, nimmt Borowicz hier die Allegro-Abschnitte am virtuosesten, leider ein wenig gehetzt, das Andante dafür deutlich ruhiger als Collon und Oramo. Die 2. Symphonie – von der momentan keine älteren Aufnahmen greifbar sind – demonstriert in vier konzisen Sätzen neoklassizistische Ideale: Klarheit und Nachvollziehbarkeit der Form. Ausdrucksmäßig sowie in der delikaten Instrumentierung und prägnanten Rhythmik zeigt die Komponistin jedoch bereits eine ganz individuelle Persönlichkeit.

Auf dem Weg zum Sonorismus

Borowicz, der wieder einen exzellenten Textbeitrag fürs Booklet abliefert, versteht die Variationen von 1957 – durchaus mit Repertoire-Qualitäten – schon als ein Bindeglied hin zum dann in den 1960ern von Bacewicz gepflegten „Sonorismus“. Dieser zeigt sich besonders – einhergehend mit der Abkehr von Tonalität – in der Musica sinfonica in tre movimenti (1965), eindeutig der Höhepunkt dieser Veröffentlichung. Zwar gibt es noch rudimentär eine Art symphonischer Dreisätzigkeit; wobei der Kopfsatz (Tesi) gerade mal zwei Minuten dauert. Die exquisiten Klangfarben dominieren nun durchgehend das Geschehen, werden so zu eigenen, faszinierenden Ausdruckswerten. Der Dirigent hat sich dabei nach eigener Aussage ein paar „kühne Veränderungen der Agogik“, die Witold Rowicki mit der Komponistin so abgesprochen hatte, zu eigen gemacht. Borowicz und dem WDR Sinfonieorchester gelingt zumindest hierbei erneut eine Darbietung mit Referenzqualität – aufnahmetechnisch ohne jeden Tadel. Ein Muss nicht nur für Freunde polnischer Symphonik!

Vergleichsaufnahmen (Ouvertüre): Finnish Radio Symphony Orchestra, Nicholas Collon (Ondine ODE 1427-2, 2022), BBC Symphony Orchestra, Sakari Oramo (Chandos CHSA 5316, 2023).

Martin Blaumeiser [18.01.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Grażyna Bacewicz
1Overture 00:05:35
2Sinfonie Nr. 2 00:20:01
6Variations for Orchestra 00:09:58
7Musica sinfonica in tre movimenti 00:17:13

Interpreten der Einspielung

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