Franz Benda
Sonatas and Capriccios
cpo 555 610-2
1 CD • 65min • 2022
08.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Dass von einem Musiker des 18. Jahrhundert heute noch Nachkommen desselben Namens musikalisch tätig sind, ist ungewöhnlich. Dieser Musiker des 18. Jahrhunderts ist Franz Benda: Geboren ist er 1709 in Böhmen, sang er als Kapellknabe in Prag und Dresden, wollte eigentlich den ehrsamen Beruf des Pfefferkuchenbäckers erlernen, wurde aber doch Geiger, ermöglicht durch ein Stipendium seines Herrn, eines Grafen Kleinau, aus dessen Dienst er aber nach Warschau verschwand, wo er kurze Zeit Mitglied der polnischen Hofkapelle war, bis er von Friedrich II. von Preußen in dessen Hofkapelle berufen wurde. Dort nahm er eine bedeutende Stellung ein, auch als musikalischer Berater des Königs, bis er 1786 in Babelsberg bei Potsdam starb.
„Das edle Sangbare“
Schon der Zeitgenosse Johann Adam Hiller rühmte an Bendas Kompositionen „Ordnung und Gründlichkeit“, an Bendas Spiel „das edle Sangbare“. Benda selber bekannte, „dass ich unter die grosen Contrapunktisten nicht gezehlet werden kann.“ So zeichnen sich seine Violinsonaten vornehmlich durch diese „edle Sangbarkeit“ aus, durch den eher galanten und melodiösen Stil. Fast 140 Violinsonaten werden Franz Benda zugeschrieben, vier dieser Sonaten mit Generalbass sind auf dieser CD vereint, alle mit dem gleichem Bauprinzip: dreisätzig und in der Tempoanordnung langsam – schnell – schnell(er). Aber innerhalb dieser starren Ordnung sind die Sonaten fantasie- und abwechslungsreich.
Feines und feinnerviges Spiel
Die schon mehrfach erwähnte Sanglichkeit ist auch das Prinzip des Spiels von Evgeny Sviridov. Elegant und singend ist sein schlackenlos sauberer, fast immer vibrato-armer Ton, fein und feinnervig, duftig und filigran und immer klangsinnlich sein Spiel, mühelos hurtig die Handhabung des Bogens. Subtil eingefädelt sind immer die Triller, voll federnder Brillanz die oft stürmischen Presti. Die Sanglichkeit des Spiels verstärkt Sviridov manchmal durch sorgfältig gesetzte Portamenti. Perfekt ist das Zusammenspiel mit dem vierköpfigen Ludus Instrumentalis, ein Ensemble, das unauffällig und doch nachdrücklich mit-spielt. Sehr schön klangabrundend ist die Verwendung einer Theorbe.
Uneitle Virtuosität
Im zweisprachigen Booklet schreibt Nobuaki Tanaka, der Leiter der Franz-Benda-Gesellschaft, sehr kundig über den Komponisten und vergisst nicht zu erwähnen, dass die Capricci nicht zuverlässig Benda zugeschrieben werden können. Die Franz-Benda-Gesellschaft spricht von insgesamt 86 Capricci, die von Benda sein könnten: keine bloßen Geigen-Etüden, sondern vollwertige Vortragsstücke, oft mit einem angehängten Tanzsatz. In vieren davon kann Sviridov seine virtuose Brillanz, die doch schwerelos leicht und duftig-filigran daherkommt, demonstrieren. Da schwitzt nichts, da herrscht durchlüftete Heiterkeit.
Bei dieser Aufnahme mit Werken von Franz Benda stimmt alles: Repertoire-Wert, Spielfreude, kammermusikalische Perfektion, uneitle Virtuosität und eine Aufnahmetechnik, die reine Hör-Natürlichkeit mit einem Hauch von Nachhall produziert. Grund also für Höchstpunkte.
Rainer W. Janka [08.01.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
František Benda | ||
1 | Sonate c-Moll L 3.10 für Violine und B.c. | 00:11:57 |
4 | Capriccio Nr. 2 f-Moll | 00:03:25 |
5 | Sonate Nr. 27 G-Dur L 3.86 für Violine und B.c. | 00:13:33 |
8 | Capriccio Nr. 27 & Minuetto d-Moll | 00:03:56 |
9 | Sonate Nr. 17 a-Moll L 3.118 für Violine und Violoncello | 00:16:51 |
12 | Capriccio Nr. 35 & Angloise fis-Moll | 00:02:55 |
13 | Capriccio Nr. 38 & Polognese G-Dur | 00:02:54 |
14 | Sonate B-Dur L 3.125 für Violine und B.c. | 00:09:44 |
Interpreten der Einspielung
- Ludus Instrumentalis (Ensemble)
- Evgeny Sviridov (Leitung)