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Besprechung CD

Carl Czerny

1er Quatuor Concertant op. 230, 2me Quatuor Concertant op. 816 pour 4 pianoforte

Ars Produktion ARS 631

1 CD • 49min • 1993

27.12.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

„Two pianos are better than one“, wusste schon P. D. Q. Bach, die legendäre Kunstfigur des amerikanischen Musiksatirikers Peter Schickele (der übrigens mit mittlerweile 88 Jahren sämtliche der von ihm parodierten Komponisten überlebt hat). Treffend reflektiert der Scherz auf die überraschende Hörerfahrung, dass zwei Klaviere oder Klavier zu vier Händen nicht notwendig auch doppelt so füllig klingen; bei manchen Satztechniken laufen die Stimmen eher Gefahr, sich gegenseitig zu neutralisieren.

Vier Klaviere im Wettstreit

Interessanterweise – und diese Erkenntnis allein lohnt das Hören dieser hier wiederaufgelegten Aufnahmen des Baynov-Piano-Ensembles von 1993 – wirken nun entsprechend vier Klaviere nicht unbedingt gewaltiger als deren drei, zwei oder auch nur eines. Der sehr kundige Beihefttext informiert über den Entstehungskontext zumindest des ersten der beiden Quatuor Concertants von Carl Czerny; doch so niedlich auch die Vorstellung ist, wie vier Gräfinnen 1830 im großen Redoutensaal in Wien ebenso viele Konzertflügel traktieren, noch dazu für einen sozialen Zweck: Über die kompositorischen Gründe, eine solche skurrile, noch dazu aufwendig zu realisierende, Besetzung zu wählen, liest man nichts.

Vielleicht, weil es auch keine gibt, zumindest keine, die Czerny entdeckt hätte. Das zu konstatieren ist mitnichten ein x-tes Wiederaufwärmen des Klischees des Komponisten quälender Etüden, das so auch gar nicht zutrifft; die dem Rezensenten bekannten Klavier-Übungen zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie den pädagogischen Zweck auch musikalisch reizvoll, eben nicht mechanisch, einfassen. Für diese beiden umfangreichen Stücke aber schreibt Czerny zum Einen keine originale Musik, sodass er sich also der kompositorischen Herausforderung tatsächlich stellen würde, sondern liefert nach einer jeweils wenig originellen Introduktion zwei – allerdings kurzweilige – Paraden seinerzeit bekannter Opernmelodien; die heutigen Hörer dürften von den in den beiden Potpourris zusammengewürfelten Themen nur die aus Mozarts Le nozze di Figaro und der Zauberflöte kennen, vielleicht noch die von Donizetti, Flotow und Meyerbeer, sicherlich aber nicht die von William Vincent Wallace; der irische Komponist Michael William Balfe (1808 – 1870) wird im Booklet durchgehend fälschlich als „M. W. Balte“ bezeichnet.

Vier Gräfinnen, ununterscheidbar

Zum Anderen zeigt sich Czerny in diesen beiden Potpourris op. 230 und op. 816 tatsächlich einmal als auf Dauer ermüdender Notentechniker, der sich stets damit begnügt, die betreffende Melodie harmonisch zu unterfüttern und oben mit pianistischen Arabesken zu garnieren. Lange Zeit waren die vorliegenden, soweit die Recherche nicht trügt, ersten Einspielungen der beiden Quatuor Concertants von Carl Czerny auch die einzigen. Die insgesamt sechs Pianistinnen und Pianisten unter der Leitung von Tomislav Baynov (unter ihnen auch der Autor der Werkeinführungen) spielten vor dreißig Jahren sehr geläufig, auch durchaus gewitzt und ansprechend; was ihnen nicht gelang, und was vielleicht auch so gar nicht möglich ist, ist, die vier Instrumente voneinander unterscheidbar zu machen. Geübte Hörerinnen und Hörer mögen an dieser verdienstvollen Neu-Edition die Probe machen, ob sie in jedem Tutti-Moment wahrnehmen, dass es vier und nicht etwa bloß drei Klaviere sind, die da erklingen. Oder vielleicht sogar nur zwei? Wenn zwei Flügel nicht besser sind als einer, dann sind es vier auch nicht.

Prof. Michael B. Weiß [27.12.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Czerny
1Quatuor Concertant Nr. 1 op. 230 für 4 Klaviere 00:24:07
13Quatuor Concertant Nr. 2 op. 816 für 4 Klaviere 00:25:14

Interpreten der Einspielung

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