Robert Schumann
missa sacra
Swedish Radio Choir, Kaspars Putniņš
BIS 2697
1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2022
21.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Um einen Chor richtig würdigen zu können, muss man dessen Kunst, a capella zu singen betrachten. Dazu eignen sich auf dieser Aufnahme mit Chorwerken von Robert Schumann die Vier doppelchörige Gesänge op. 141 hervorragend: Mit warmweichem und schwebend leichtem Chorklang, wohlig-satten Septakkorden und bisweilen berstender Akkordwucht singt der Swedish Radio Choir diese inhaltlich relativ geschlossenen vier Chorwerke, die alle textlich einen transzendenten Drang nach oben haben. Natürliche Phrasierung und deutliche Artikulation der deutschen Sprache machen die textliche Zusammengehörigkeit deutlich. „Mit Kraft und Feuer“ ist das letzte dieser Lieder auf einen Text von Goethe überschrieben – das nehmen die Sänger unter der animierenden und anfeuernden Leitung des lettischen Dirigenten Kaspars Putniņš durchaus ernst und entfalten hier enorme chorische, aber nie übersteuerte Klanggewalt.
Explosionsartige dynamische Wucht
Aber das Hauptwerk dieser CD ist doch die Missa sacra op.147 von Robert Schumann – eine katholische Messe eines protestantischen Komponisten, in der in eigentümlicher Weise Monumentalität und Innerlichkeit miteinander verschmelzen und die sogar ein wenig auf Bruckner vorausweist. Man hört, wie genau Schumann seine Vorgänger studiert hat, das Credo gar ist eine Adaption der „Credo-Messe“ von Mozart.
Es gefallen vor allem der Ernst und die Würde, die der Chor und sein Dirigent diesem Werk geben. Mit Lockerheit gehen alle an die oft nur angedeuteten polyphonen Passagen ran, immer von neuem energievoll gestalten sie die dauernden „Credo“-Rufe, die das Credo durchpulsen und damit fast so wie verzweifelte Bekenntnis-Rufe wirken. Hier begeistert der Chor auch mit fast explosionsartiger dynamischer Wucht. Die avancierte Harmonik dieser Messe nehmen die Sänger so wichtig, dass sie dabei sogar – wie im „Et in terra pax“ des Gloria – die flüssig gleitende Harmonik betonen und nicht die hier notwendige sprechende Phrasierung: Die Musik will ja den Ordinariums-Text vertonen und nicht für sich alleine stehen. Passend ist diese Bevorzugung der Harmonik dann im Sanctus: Da schimmert das As-Dur mystisch, von den Sopranstimmen engelartig zart angestimmt – nicht umsonst schwärmt Clara Schumann „von so wundervoller Klangwirkung, dass es einem kalt über den Rücken rieselt.“ Ungemein farbig gewirkt ist dann der harmonische Klangteppich im Agnus Dei.
Die kurzen Soli werden von Chorsängern gesungen, innig glühend das Offertorium (Jennie Eriksson Nordin), obwohl’s ein bisschen schlichter auch gegangen wäre, kunstvoll schlicht und leicht schwärmerisch das „O salutaris hostia“ von Lars Johansson Brissmann.
Sakrale Gloriole durch die Orgel
Hier ist die von Schumann selber eingerichtete Version für Orgelbegleitung gewählt: Johan Hammarström umgibt den Gesang mit einer fein farbig ausgeklügelten Registratur, gibt dem Sanctus mit dem 32-Fuß-Pedal satte, fast in Urtiefen sinkende Grundierung und überhaupt allem eine schön sakrale Gloriole. Ebenso ist der sakrale Raum, die Stockholmer Matteuskyrkan, aufnahmetechnisch hervorragend eingefangen und ganz apart ist der Chorklang mit dem Orgelklang so gut verbunden wie transparent getrennt. Nur manchmal scheint der Chor etwas fern zu stehen.
Rainer W. Janka [21.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Missa sacra c-Moll op. 147 | 00:40:34 |
7 | An die Sterne op. 141 Nr. 1 | 00:05:17 |
8 | Ungewisses Licht op. 141 Nr. 2 | 00:02:06 |
9 | Zuversicht op. 141 Nr. 3 | 00:04:15 |
10 | Talismane op. 141 Nr. 4 | 00:05:17 |
Interpreten der Einspielung
- Swedish Radio Choir (Chor)
- Kaspars Putniņš (Dirigent)
- Johan Hammarström (Orgel)