Richard Wagner
Tristan und Isolde
Paraphrase for String Septet by Martina Trumpp
Coviello Classics COV 92311
1 CD • 58min • [P]
11.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Man möchte es zunächst nicht glauben: Wagners Tristan und Isolde auf nur einer CD, die sogar nur eine Spieldauer von knapp einer Stunde hat und dann auch noch ohne das ganze große Aufgebot an Sängerinnen und Sängern? Aber ja, tatsächlich ist dem Solistenensemble D’Accord mit seiner Aufnahme eine ganz ungewöhliche Version gelungen. Das Ensemble hat sich in den vergangenen Jahren mit seinen kammermusikalischen Bearbeitungen einen Namen gemacht, die vor allem von Ensembleleiterin und Geigerin Martina Trumpp erstellt wurden. Wenn man so will, spielte die Corona-Zeit dem Ensemble so gesehen fast ein wenig in die Hände, denn wohl in keiner anderen Zeit zuvor waren kammermusikalische Bearbeitungen groß besetzter Werke so gefragt.
Nun also Wagners Tristan und Isolde, das ganz große Kino also. Dass das Ensemble sich ausgerechnet diese Oper vorgenommen hat, ist eigentlich nicht erstaunlich, denn gerade dieses Opus hat der Komponist weniger als Oper denn als symphonisches Werk mit einer unendlichen Melodie geschrieben. So schreibt Cosima Wagner in ihren Tagebüchern, dass Richard sich in diesem Werk „einmal ganz symphonisch geben“ wollte, ein Geflecht aus Harmonien und „unendlicher Melodie“ erschaffen. Der Gesang sei hier eigentlich gar nicht so wichtig. Das zeigt sich vielleicht auch darin, dass es im Tristan keine Arie gibt, die Ohrwurm-Charakter hat oder gar zum Gassenhauer wurde. Vielmehr ist die berühmteste Stelle der ganzen Oper ein einziger Akkord, der „Tristan-Akkord“, der unter diesem Begriff sogar Einzug in die Musiktheorie hielt.
Wagner in all seiner Feinheit
So scheint es auf der Hand zu liegen, dass Wagners Tristan und Isolde besonders geeignet sei, um eine Paraphrase für Streichseptett herzustellen. Das Ergebnis, das das Solistenensemble D’Accord bereits mehrfach mit großem Erfolg live auf der Bühne präsentiert hat, ist nun auch auf CD festgehalten. Und es ist eine Fassung, die jeden erfreuen dürfte, der sich mit der sonstigen Klanggewalt von Wagners Musik sowie den typischen Gesangsnuancen seiner Heldinnen und Helden eher schwer tut. Martina Trumpp ist eine Zusammenfassung gelungen, die den ganzen dramatischen Bogen der Oper umfasst, aber eben auch erfasst. Selten sprengen dabei die einzelnen Sätze die Grenze von drei Minuten, das Vorspiel zum ersten Aufzug oder auch „O sink hernieder“ und Isoldes Liebestod bilden da eine Ausnahme. Mit der größeren kammermusikalischen Besetzung des Streichseptetts erreicht das Solistenensemble D’Accord immer noch auch einen recht voluminösen Klang, der Wagner durchaus alle Ehre macht. Dabei sind alle Mitglieder wie der Name schon sagt Solisten, dabei aber ausgezeichnete, die problemlos ihren jeweiligen Part auch alleine ausfüllen. Hört man sich durch diese in mehrfacher Hinsicht reduzierte Fassung von Tristan und Isolde, so hat man nicht den Eindruck, dass etwas fehlen würde (es sei denn als eingefleischter Wagner-Fan vielleicht). Martina Trumpp und ihrem Solistenensemble D’Accord ist hier eine Version gelungen, die die Option bietet, Wagners Musik noch mehr Menschen zugänglich zu machen, ohne ihrem Charakter etwas zu nehmen. Richard Wagner hätte sie vermutlich gefallen.
Verena Düren [11.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Wagner/Martina Trumpp | ||
1 | Tristan und Isolde (Paraphrase für Streichseptett) | 00:57:32 |
Interpreten der Einspielung
- Solistenensembe D'Accord (Streichseptett)