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Besprechung CD

Respighi

Roman Trilogy

Ondine ODE 1425-2

1 CD • 67min • 2022

03.10.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ottorino Respighis (1879-1936) sogenannte Römische Trilogie – drei im Zeitraum von gut 12 Jahren eigentlich völlig unabhängig voneinander komponierte sinfonische Dichtungen – sind bis heute seine beliebtesten Werke für große Orchesterbesetzung. Entsprechend viele Dirigenten – beginnend mit Toscanini, der Respighis Musik über Italien hinaus propagierte – haben die Stücke mittlerweile auch aufgenommen.

Fontane di Roma als Visitenkarte hoher Orchestrierungskunst

Die Römischen Brunnen von 1916 begründen Respighis Ruhm als außergewöhnlichen Orchestrator. Schon hier spürt man eine ungemein packende, hochdifferenzierte Klangsprache, die den gesamten, großen Orchesterapparat der Zeit äußerst farbig und effektvoll nutzt. Die, wie bei den beiden anderen Stücke der Trilogie, durchkomponierten vier Sätze folgen dem Tagesablauf von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang. Entsprechend sind die Ecksätze eher kontemplativ und leise, die beiden Mittelsätze schildern Szenen in gleißendem Licht. Der amerikanische Dirigent Robert Treviño leitet das Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai mit Hingabe, hat ein Gefühl für genau richtige Tempi und Übergänge, kitzelt die impressionistischen Klangfarben – auch dank hervorragender solistischer Leistungen innerhalb des Rundfunkorchesters – gekonnt heraus, ohne die unüberhörbaren Anlehnungen an R. Strauss (Rosenkavalier) und Debussy (Fêtes) bloßzustellen.

Heerscharen auf der Via Appia und Nachtigallen von der Konserve

Obwohl Respighi die Anfänge des Tonfilms noch erlebt hat, beteiligte er sich selbst nicht an Filmmusik. Nichtsdestotrotz sind mindestens zwei Sätze aus den Pini di Roma sowie den Feste Romane quasi zu Universalmodellen insbesondere für Musik zu den monumentalen „Sandalenfilmen“ der 1950er bzw. 1960er, aber gleichermaßen dem Science-Fiction-Genre geworden. Im Finale der Pini di Roma steigert sich ein fast unhörbar beginnender Marsch zu einem ohrenbetäubendem Massenauflauf. Das passt nicht nur zu Römern, sondern zu fast allen gewalttätigen Horden (Nazis, Orks, Klingonen…) und wurde unzählige Male beklaut, ohne das Original je zu erreichen. Im langsamen Satz zuvor (I pini del Gianicolo) baute Respighi zusätzlich musique concrète ein: echten Nachtigallengesang. 1924 noch von einem Grammophon abgespielt, bereichert dieser die eh bereits traumhaften Klänge u.a. von Celesta, Harfe und Klavier ungemein.

Feste Romane – ein emotionaler Kracher

Das andere Modell für Filmmusiken ist der Beginn der Feste Romane von 1928: der aussichtslose, blutige Kampf christlicher Märtyrer gegen Raubtiere im Circus Maximus. Das nochmals erweiterte Riesenorchester – u.a. Orgel, Buccine (offstage) und Mandoline – sorgt für ein beängstigendes Spektakel. Der Rezensent versteht die vier Sätze der Feste zudem als eine Art Zeitreise: vom antiken Rom über einen mittelalterlichen Pilgerzug, Erntedank vielleicht im 19. Jahrhundert bis zu einem beinahe modernen, hemmungslosen Volksfest. Hier hört man auch, dass Respighi vor allem bei Rimsky-Korsakow gelernt hat (Scheherazade lässt grüßen). Bei dieser Musik kann ein Dirigent leicht über die Stränge schlagen, die Steigerungen unschön übertreiben und dabei die klaren Strukturen oder eine angemessene Balance im großen Apparat vernachlässigen (so etwa Dutoit, Muti oder Jansons). Treviños Darbietungen sind zwar der beabsichtigte emotionale Kracher, aber selbst in den Feste verliert er nie die Kontrolle und sorgt stets für Klangschönheit. Nur an ganz wenigen Stellen – namentlich der großen Steigerung gegen Ende des Giubileo, wo man mehr vom Choral Christ ist erstanden in den Trompeten hören möchte – verliert er die nötige Durchsichtigkeit. Seiji Ozawa und Eduardo Mata (nur Pini und Feste) spielten das merklich schlüssiger. Trotzdem gelingt hier, unterstützt durch sehr gute Aufnahmetechnik, eine der überzeugendsten und vitalsten Einspielungen, die durchaus zu empfehlen ist.

Vergleichsaufnahmen: Boston Symphony Orchestra, Seiji Ozawa (DG 415 846-2, 1978?); Oslo Philharmonic Orchestra, Mariss Jansons (EMI 5 55600 2, 1995); Philadelphia Orchestra, Riccardo Muti (Warner 5099909798823, 1984); Orchestre symphonique de Montréal, Charles Dutoit (Decca 410 145-2, 1982) – [Pini, Feste] Dallas Symphony Orchestra, Eduardo Mata (Dorian DOR-90182, 1993).

Martin Blaumeiser [03.10.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ottorino Respighi
1Fontane di Roma 00:17:26
5Feste romane 00:25:53
9Pini di Roma 00:23:08

Interpreten der Einspielung

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