A Tribute to Bach
Maurice Steger
Berlin Classics 0303072BC
1 CD • 77min • 2021
07.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Für Maurice Steger, den 1971 in Winterthur geborenen Flötisten, Dirigenten. Professor und Leiter einiger Festivals, hat Bach eindeutig zu wenig für Flöte komponiert – also hat er sich selber, zusammen mit seinem Cembalo-Freund Sebastian Wienand, einiges von Bach für Flöte arrangiert und auf dieser CD versammelt. „Bach wird durch Maurice Stegers Interpretation zum überzeugenden Blockflötisten“, rühmt der Musikwissenschaftler Bernhard Schrammek aus Berlin im recht ausführlichen Booklet, das alle Werke genau beschreibt.
Hochvirtuos
Immer hochvirtuos, leichtfingrig und-lippig, oft fein staccato-gestoßen bzw. gestanzt, jeden Ton aufs Sorgfältigste formend, immer – auch im dichtesten Sechzehntelgetümmel – ganz natürlich phrasierend und ausdrucksstark die Melodien und Fiorituren aussingend spielt Maurice Steger – dabei aber immer geschmackvoll und dezent bleibend: Er will nie rein zirzensisch wirken, will nie – auch wenn er’s leicht könnte – die anderen überstrahlen, sondern mitstrahlen, will integriert und nicht exponiert sein. Schön hört man dies im dichten Fugengeflecht des Ricercar à 6 aus dem Musikalischen Opfer (Track 4), in das sich die Flöte geradezu hineinschleicht und dann sowohl das Fugenthema gleichsam graphisch schreibt, aber mit ihrer Klangfarbe auch die musikalische Buntheit mitmalt. Wahrlich „dolce“ singt Stegers Flöte im „Adagio e dolce“ der Trisosonate BWV 527 (Track 9) im trauten Zwiegesang mit der Violine chromatisch absteigend und dann in bewegten Achteln aufsteigend.
Im lebendigen Einklang mit „La Cetra“
Das Barockorchester Basel mit dem bezeichnenden Namen „La Cetra“, also die Zither, ist im völligen Einklang mit dem Solisten in Rhythmik, Phrasierung, Agogik, Verlebendigung der musikalischen Struktur und überhaupt anspringender Lebendigkeit. In der schon erwähnten Triosonate marschiert vorschriftsgemäß der Bass, losgelöst vom motivischen Geschehen, in Achteln stoisch vorwärts, unabhängig auch von der fröhlich tanzenden Flöte.
Sehr schön ist der Raumklang der Baseler Martinskirche eingefangen, trennscharf sind alle Instrumente zu hören, die Flöte ist meist akustisch vorne aufgestellt, aber eben nicht sich vordrängend. Das Einzige, was zu kritisieren wäre, ist das Tempo in den beiden Siciliano-Sätzen (Track 2 und 13): Das ist – zumindest für mich – etwas zu breit, da drängt es einen beim Hören geradezu nach vorne, da will man etwas mehr Schwung und Auskosten des wiegenden Rhythmus. Aber auch dies ist natürlich eine subjektive Ansicht.
Man möchte mittanzen
Grandios ist das Schlussstück des klug ausgewählten und aufgebauten Programms, das Concerto für Cembalo und zwei Flöten BWV 1057, das umgebaute 4. Brandenburgische Konzert: Das bringt verdoppeltes Flöten-Glück und klingt so heiter-fröhlich, so gekonnt verspielt und so sonnig glänzend, das Orchester federt geradezu vor Spielfreude, und nach dem – diesmal richtig – langsamen und dadurch eminent ausdrucksdichten Andante darf auch das Cembalo virtuos rauschen und das Hörglück nochmal steigern: Man sitzt im Sessel und möchte mittanzen.
Rainer W. Janka [07.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Konzert D-Dur BWV 1053R für Blockflöte, Streicher und b.c. (rekonstr: Sebastian Wienand) | 00:20:51 |
4 | Ricercar a 6 c-Moll BWV 1079 Nr. 5 (aus: Das Musikalisches Opfer BWV 1079) | 00:07:17 |
5 | Sonate g-Moll BWV 1020 für Flöte und Cembalo | 00:10:47 |
8 | Triosonate Nr. 3 d-Moll BWV 527 | 00:11:29 |
11 | Sonate E-Dur BWV 1035 für Flöte, Basso continuo und Cembalo | 00:12:22 |
15 | Konzert F-Dur BWV 1057 für Cembalo, 2 Flöten, Streicher und B.c. | 00:14:23 |
Interpreten der Einspielung
- Maurice Steger (Blockflöte)
- La Cetra Barockorchester Basel (Orchester)