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Fryderyk Chopin

Ballades Nos 2 & 4, Scherzo No. 4, Mazurkas & Waltzes
Anna Zassimova

BIS 2619

1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2022

06.10.2023

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Für sich betrachtet und als Einzelstücke dargeboten oder rezipiert, erzeugen Frédérik Chopins Klavierkompositionen in verschwenderischer Fülle eindringliche Emotionen, zeichnen schwärmerische Seelengemälde, dringen in dunkle Abgründe vor, wie sie auch vor Verzückung strahlen können. Chopin hat für alle diese Wirkungen unvergleichliche pianistische und kompositorische Lösungen parat. Werden die Stücke in einem durchgehenden Zyklus als ganzes gespielt, treten noch andere Aspekte hinzu. Dann tritt umso mehr die formale Logik und strukturelle Konsequenz, ja Präzision in Chopins Kompositionsstil hervor und ein Formwillen, der durchaus auf Bach verweist. Solche Erkenntnisse liefert diese neue, individuelle Zusammenstellung von Chopins Balladen, Scherzi, Mazurken und Walzer durch die Pianistin Anna Zassimova.

Überzeugemde Dramaturgie

Die in Moskau geborene, heute in Karlsruhe lebende und lehrende Pianistin stellt die ausgesuchten Werke in eine logisch schlüssige Abfolge und orientiert sich dabei gleichwohl an dramaturgischen wie musikologischen Kriterien, zum Beispiel dem Verhältnis der Tonarten, in dem die Stücke zueinander stehen. Da zeigt sich eben nicht nur die erfahrene Pianistin Anna Zassimova, sondern ebenso die gründliche Musikwissenschaftlerin. Sie ist darüber hinaus auch noch Pädagogin und ebenso bildende Künstlerin und Kunsthistorikerin.

Erfrischend unakademisch

Aber wie klingt es, wenn Anna Zassimova das Erforschte spielt? Das wirkt über die gesamte Spiellänge und durch alle Stücke hindurch erfrischend unakademisch und persönlich anrührend zugleich. Die Pianistin beherrscht die hohe Kunst organisch stimmiger Phrasierungen, gepaart mit einer transparenten Klarheit im Ausdruck, welche die Aufnahmetechnik dieser Super Audio CD ins rechte Licht zu rücken weiß. Mit all dem geht die einfühlsame Pianistin der tiefen Essenz in der Musik auf den Grund. Manchmal entschleunigt sie das Tempo, eben so, dass zum Beispiel die beiden ersten Mazurkas zu Beginn wie tänzerische Traumgebilde wirken. Aber sie türmt auch, wenn es angezeigt ist – zum Beispiel in der F-Dur Ballade – große, jähe Emotionen expressiv auf. Auch das kommt brillant und transparent daher, aber doch immer kontrolliert genug, so dass nie zu viel Pathos die Oberhand gewinnt.

Man muss schon einiges aufbieten, um aus der riesigen Fülle von Chopin-Veröffentlichungen herauszuragen. Das bietet diese Neueinspielung – zum einen aufgrund von Anna Zassimovas pianistischer Handschrift mit gutem Wiedererkennungswert. Aber auch wegen des musikhistorischen Erkenntniswertes, den die Zusammenstellung dieser CD, zusammen mit qualifizierten Hintergrundinformationen im Booklet-Text, eröffnet.

Stefan Pieper [06.10.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Anna Zassimova (Klavier)