La Romanesca
Spanish Guitar Music
Leif Hesselberg
Gateway music HRCD02
1 CD • 58min • [P] 2023
14.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Als der dänische Gitarrist Leif Hesselberg im Alter von 15 Jahren zum ersten Mal ein kunstvolles mehrstimmiges Spiel auf einer Konzertgitarre zu hören bekam, war dies die Initialzündung für eine bemerkenswerte, zunächst autodidaktisch verlaufende künstlerische Entwicklung. Später verschlug es den hochmotivierten jungen Musiker an die königliche dänische Musikakademie, danach folgte ein Studium beim renommierten spanischen Gitarrenmaestro Alberto Ponce. Seitdem macht Leif Hesselberg mit bemerkenswerten Aufnahmen und gefeierten Recitals von sich reden, außerdem hat er sich gründlich in die hohe Kunst des Aufnehmens eingearbeitet und betreibt seit Jahren ein eigenes Tonstudio.
Spanische Gitarrenmusik von der Renaissance bis zur Gegenwart
Auf seinem aktuellen Album zeigt sich Hesselberg als Klangidealist und einfühlsamer, stilsicher und hellwach interpretierender Saitenartist. Ganz nebenbei liefert Hesselberg auf der vorliegenden Aufnahme eine sorgsam abgestimmte „kleine Enzyklopädie“ der spanischen Gitarrenmusik am Beispiel einiger ihrer wichtigsten Protagonisten. Chronologisch arbeitet sich das Programm von der frühen Renaissance bis ins 20. Jahrhundert vor. Es beginnt mit Luis Milan, einem katalanischen Renaissance-Komponisten und Vihuela-Spieler, dessen Werke noch auf alten Tabulaturen überliefert wurden und dessen Tanzsätze viele – von Leif Hesselberg in analytischer Klarheit herausgearbeitete – Merkmale wie z.B. eine eigenwillige Chromatik aufweisen. Ein Zeitgenosse dieses Komponisten ist Alonso de Mudarra. In seinen hier präsentierten Stücken lebt eine schlichte Anmut, gepaart mit sparsam eingestreuten polyphonen Effekten.
Kontrastierende Temperamente
So etwas wird bei Gaspar Sanz, einem Meister des Hochbarocks viel konsequenter ausgereizt. Jetzt lebt eine spürbare Weiterentwicklung in Richtung komplexerer Tonarchitektor. Die von Hesselberg aufgenommenen Stücke präsentieren eine große Vielfalt an konstrastierenden Temperamenten wie in einer kleinen Suite.
Fernando Sor steht für den typisch klassischen bis frühromantischen spanischen Gitarrenstil. Ein lyrisches Arpeggiengewoge kommt in Bewegung, ohne jemals seine innere Ruhe preiszugeben. Aber vor allem machen die hinreißenden Melodien in den „Etuden“ von Sor verständlich, warum dieser Komponist auch schon mal als „Schubert des Barock bezeichnet wurde. Francesco Tarrega engagierte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dafür, dass sich die Gitarre selbstbewusst behauptete in einer Zeit, in der das Klavier immer mehr seinen Siegeszug als Hausinstrument antrat. Tarregas Präludien stehen in Leif Hesselbergs Programm tänzerischere Stücke wie Mazurka und Polka gegenüber – bei einem durchweg heiteren Gestus.
Neue Epochen - neue Farben
Neue Zeitalter bringen neue Klangfarben hervor, vor allem im 20. Jahrhundert. Leif Hesselberg setzt mit einem Stück des spanischen „Nationalkomponisten“ Joaquin Rodrigo diesen Aspekt klangvoll in Szen: Dessen „Zarabanda Lejana“ überrascht durch so manche jazzige Harmonie. Zum Abschluss erklingt noch einmal Fernando Sor: Dessen lyrisch-melancholische Komposition „La Romanesca“ gab der vorliegenden CD ihren Titel. Das taugt bestens, damit Leif Hesselberg dieses gleichermaßen historisch aufschlussreiche wie unterhaltsame Programm beschließen kann.
Stefan Pieper [14.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Luis de Milán | ||
1 | Pavana Nr. 4 | 00:04:20 |
2 | Pavana Nr. 5 | |
3 | Pavana Nr. 6 | |
Alonso Mudarra | ||
4 | Pavana (De Alexandre) | 00:06:55 |
5 | Gallarda | |
6 | Romanesca (O Guárdame las vacas, Guitarra al temple nuevo) | |
7 | Fantasia (Que Contrahaze La Harpa en la Manera de Ludovico) | |
Gaspar Sanz | ||
8 | Gallarda & Villano | 00:10:22 |
9 | Danza de las Hachas | |
10 | Españoleta | |
11 | Rujero & Paradetas | |
12 | Pavanas | |
13 | Zarabanda | |
14 | Torneo & Batalla | |
15 | Canarios | |
Fernando Sor | ||
16 | Etude op. 35 Nr. 22 | 00:05:03 |
17 | Etude op. 31 Nr. 4 | |
18 | Etude op. 60 Nr. 20 | |
19 | Etude op. 6 Nr. 2 | 00:07:57 |
20 | Walze op. 18 Nr. 4 | |
21 | Etude op. 35 Nr. 17 | |
22 | Menuet op. 11 Nr. 6 | |
Francisco Tárrega | ||
23 | Preludio Nr. 3 | 00:15:41 |
24 | Mazurka | |
25 | Preludio | |
26 | Rosita (Polka) | |
27 | Preludio | |
28 | María (Gavota) | |
29 | Preludio Nr. 5 | |
30 | Pavana | |
31 | Lágrima | |
Joaquin Rodrigo | ||
32 | Zarabanda Lejana | 00:05:06 |
Fernando Sor | ||
33 | La Romanesca | 00:02:35 |
Interpreten der Einspielung
- Leif Hesselberg (Gitarre)