Max Bruch
Swedish & Russian Dances
Duo Dauenhauer Kuen
cpo 555 505-2
1 CD • 60min • 2021
21.08.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Max Bruch konnte sein eigenes g-Moll-Violinkonzert „nicht mehr hören“, da die Musiker nur dieses Werk von ihm spielen und die Hörer nur dieses Stück konsumieren wollten. Das Duo Dauenhauer-Kuen setzt sich mit seiner neuen CD dafür ein, dass auch unbekannte Werke Bruchs den Weg in die Konzertszene finden. Bei den Liedern und Tänzen nach Russischen und Schwedischen Volksmelodien op. 79 handelt es sich sogar um eine Weltersteinspielung. Dieses Opus wird ergänzt durch die Schwedischen Tänze op. 63 von 1892, die auch in einer Orchesterversion und in Fassungen für Klavier zu zwei und vier Händen erschienen sind. Dass Max Bruchs Hoffnung, diese „Sachen würden sich schnell und leicht verbreiten wie z.B. die Ungarischen Tänze von Brahms“ sich nicht erfüllte, mag daran liegen, dass die spezifische harmonische und rhythmische Charakteristik fehlt, wie sie bei Werken von Brahms oder Liszt im ungarischen Stil, bei Grieg im norwegischen oder bei Mussorgsky im russischen Genre zu beobachten ist.
Engagement für Bruchs Kammermusik
Die Wiedergaben durch die Geigerin Anna Sophie Dauenhauer und den Pianisten Lukas Maria Kuen sind klanglich ausgewogen, dynamisch flexibel, temperament- und ausdrucksvoll, so dass sie durchaus als willkommene Werbung für Bruchs Kammermusik gelten können. Der anspruchsvolle Violinpart, der wirkungsvoll zwischen sonorer tiefer Lage und strahlendem Diskant wechselt, außerdem häufig Doppelgriffe vorschreibt, wird von der Geigerin souverän gestaltet, und den Klavierpart, der nicht nur begleitend wirkt, sondern immer wieder ins thematische Geschehen eingreift, realisiert der Pianist variabel und anpassungsfähig.
Romantische Nähe zum Volkslied
Aus Opus 79 ragt an Bedeutung das kleinrussische (also ukrainische) Lied heraus, das geradezu dramatische Stärke zeigt. Da wird spürbar, wie der Komponist und die beiden Interpreten zu größerer Form und vertieftem Ausdruck fähig sind. Und zudem wird deutlich, dass Max Bruch sich von den übernommenen Volksweisen wahrhaft tragen lässt, seiner Meinung folgend, an „Innigkeit, Kraft, Originalität und Schönheit“ sei „nichts dem Volkslied zu vergleichen“.
Bearbeitung von „Liedern ohne Worte“
Ergänzt werden die kammermusikalischen Stücke durch eine Liedauswahl aus verschiedenen Schaffensphasen, bearbeitet durch das Duo Dauenhauer-Kuen. Damit machen die beiden Musiker auf einen Bereich aufmerksam, der seither kaum beachtet wurde, obwohl er für den Melodiker Bruch besonders bezeichnend ist. Die Arrangements entsprechen genau dem Stil des Komponisten und sorgen für die Gleichberechtigung der Instrumente. Dabei darf die Violine singen in allen Lagen und das Klavier changieren zwischen Begleit- und Führungsaufgaben. Aus dem Rahmen der kleinen, sechsteiligen Liederfolge fällt das hochdramatische Stück Flucht (Die Auswanderer) nach einem Gedicht von Carl Stieler heraus, das in heftige, fast schon virtuose Bereiche vordringt. Schade nur, dass im lesenswerten Booklet die Texte zu diesen „Liedern ohne Worte“ nicht abgedruckt sind!
Prof. Klaus Trapp [21.08.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Max Bruch | ||
1 | Lieder und Tänze nach Russischen und Schwedischen Volksmelodien op. 79 | 00:25:18 |
10 | Frühlingslied op. 7 Nr. 17 | 00:02:37 |
11 | Morgenlied op. 97 Nr. 4 | 00:02:43 |
12 | Flucht op. 59 Nr. 4 (Die Auswanderer) | 00:02:06 |
13 | Goldne Brücken op. 15 Nr. 4 | 00:01:44 |
14 | Serenade op. 49 Nr. 4 | 00:02:33 |
15 | Hymnus op. 13 | 00:04:07 |
16 | Schwedische Tänze op. 63 | 00:22:15 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Sophie Dauenhauer (Violine)
- Lukas Maria Kuen (Klavier)