Scarlatti
Father And Son
Cantatas & Sonatas
Prospero Classical PROSP0066
1 CD • 74min • 2021
26.07.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Alessandro Scarlatti hat unermüdlich Arien oder, wie er es formuliert, „canzone belle, nove e varie“, komponiert, für – nach eigener Zählung – 117 Opern und mindestens 800 Kantaten, sein Sohn Domenico dafür über 500 Sonaten für Cembalo. Vater und Sohn einmal musikalisch zusammenspannen in einer Art „Lebensfuge“ – das war die konzeptionelle Idee des Cembalisten Dirk Börner, zusammen mit dem Cellisten Petr Skalka und der Sängerin Alice Duport-Percier. Den Titel „Tenta la fuga“ oder „Versuche zu fliehen!“ entnahm er einer der gesungenen Kantaten – die meist die unglückliche Liebe besingen.
Vier Kantaten sind mit sechs Sonaten zusammengefügt, wobei es galt, die Sonaten in ihrem seelischen Gehalt auf die Kantaten abzustimmen. Das ist aufs Beste gelungen – und manchmal greift Börner auch kompositorisch ein, indem er eine Cello-Melodie hinzufügt oder aus dem Material einer Cembalo-Sonate eine für Cello macht. Schön ist, wie die Sonata K.25 (Track 16) erregt flattert – wie der Schmetterling, italienisch „Farfalla“, der in der folgenden Kantate besungen wird mittels einer „circulatio“ in der Melodie, einer kreiselnden musikalischen Figur. Die Konzeption und die einzelnen Werke werden genau im dreisprachigen Booklet beschrieben, auch die gesungenen Texte sind viersprachig abgedruckt.
Besungene Liebes-Pein
„Pena“, das heißt: Schmerz, hier Liebesschmerz, wird immer wieder besungen in schmerz-, also dissonanzreichen Harmonien. Die streichen die beiden Imstrumentalisten heraus, überbetonen sie aber nicht. Zupackend-kraftvoll und oft klangrauschend spielt Börner sein Cembalo, Petr Skalka kann sein Cello fahl flüstern lassen, kann sein Instrument aber auch energisch und höchst agil führen. So vermeiden beide eine sonst möglicherweise drohende Gleichförmigkeit der Musik hinsichtlich der Thematik und der Form.
Alice Duport-Percier führt ihren natürlich timbrierten Sopran unangestrengt mit wenig, aber dann gezielt eingesetztem Vibrato, fähig zu rhetorischer Ausgestaltung und dramatischem Aufschwung. Manchmal wünschte man sich etwas mehr Abwechslung in der Stimmfärbung.
Das Hörbild ist sehr direkt, ungetrübt klar und mit einer scheinbaren Vorliebe für das sonore tiefe Bassregister des Cembalos, das dadurch durchaus wuchtig klingt – was der oft besungenen Liebesdramatik wohl ansteht.
Rainer W. Janka [26.07.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alessandro Scarlatti | ||
1 | Andate o miei sospiri H 53 (Cantata à voce sola, fatta con idea humana) | 00:11:39 |
Domenico Scarlatti | ||
5 | Sonata g-Moll K 108 | 00:03:43 |
6 | Sonata a-Moll K 109 | 00:02:30 |
Alessandro Scarlatti | ||
7 | Qui dove alfin m'assido H 618 (Cantata del Sig. Cav. Alessandro Scarlatti) | 00:14:02 |
Domenico Scarlatti | ||
11 | Sonata f-Moll K 466 | 00:04:00 |
Alessandro Scarlatti | ||
12 | Andate o miei sospiri H 54 (Cantata fatta con idea inhumana, mà inregolato cromatico) | 00:11:11 |
Domenico Scarlatti | ||
16 | Sonata fis-Moll K 25 | 00:01:56 |
Alessandro Scarlatti | ||
17 | Farfalla che s'aggira H 256 | 00:21:11 |
Domenico Scarlatti | ||
20 | Sonata g-Moll K 450 | 00:02:50 |
25 | Klaviersonate fis-Moll K 67 L 32 | 00:00:53 |
Interpreten der Einspielung
- Alice Duport-Percier (Sopran)
- Petr Skalka (Violoncello)
- Dirk Börner (Cembalo)