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Franz Schubert

Schwanengesang

CAvi-music 8553516

1 CD • 71min • 2021

22.02.2023

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Die Corona-Pandemie, die neben anderen unerfreulichen Begleiterscheinungen viele Künstlerkarrieren beschädigt hat, haben einige Sänger zur Selbstbesinnung und zur Erweiterung ihrer Möglichkeiten genutzt. Zu ihnen gehört der international erfolgreiche, in Frankfurt engagierte Bassist Andreas Bauer Kanabas, der im vergangenen Jahr bei oehms classics ein beeindruckendes und viel beachtetes Debütalbum mit Opernszenen herausgebracht hat. Er hat sich in der Bühnenpause auf den Liedgesang rückbesonnen, der ihm während der Studienzeit eher ein Graus war, weil er zu akademisch vermittelt wurde. Doch nun, 20 Jahre später, hat er einen ganz neuen Zugang dazu gefunden, wohl auch durch die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Daniel Heide, der damals sein Examenskonzert in Weimar begleitet hatte. Eine Wiederbegnung, die schöne Früchte getragen hat. Das vorliegende Album mit Schuberts Schwanengesang, dem einige seiner früheren Lieder vorangestellt sind, weist ihn auch in diesem Genre als reifen Könner aus.

Günstige Ausgangslage

Bassisten, deren Meriten im Opernfach und speziell bei Verdi und Wagner liegen, sind nicht a priori prädestinierte Liedersänger. Bauer hat diesen „Schritt zurück” vom großen zum intimen Ton überzeugend bewältigt. Die organischen und technischen Voraussetzungen dafür waren günstig. Er verfügt über eine in allen Lagen ausgeglichene Stimme mit profunder (wenn auch nicht schwarzer) Tiefe und einer breiten Mittellage, ohne Probleme auch beim Registerwechsel. Die markante, kernige Stimme, die mich mitunter an den großen Vorgänger Josef Greindl erinnert, wird – auch in puncto Dynamik – ungemein flexibel geführt und ist damit den Anforderungen eines Schubert-Lieds gewachsen.

Bezwingende Vermittlung

Eine unangestrengte Stimmentfaltung empfinde er als befreiend, schreibt Bauer in seiner persönlichen Einführung im Booklet, als eine Wohltat für den Sänger wie auch für den Zuhörer. Diese Einschätzung ist generell zutreffend und wird in seinem Fall auch durch den Vortrag belegt. Bauer singt immer sehr textbezogen und mit großem, aber beherrschtem Ausdruck. Das heißt, er findet dabei überall das richtige Maß, in den düsteren Visionen und Todesahnungen (Der Wanderer, Totengräbers Heimweh) wie in den romantischen Liebesgesängen. Das viel strapazierte Ständchen etwa verliert jeden sentimentalen Anstrich, wenn es von einem gestandenen Mann gesungen wird.

Die Zusammenarbeit mit Daniel Heide war für Bauer bei diesem Betreten von neuem künstlerischem Terrain zweifellos ein Glücksfall. Heide ist ein Zauberer am Klavier, der die Atmosphäre der Lieder in bezwingender Weise vermittelt und den Sänger trägt und beflügelt. Die Abfolge der ohnehin posthum willkürlich angeordneten Schwanengesänge wurde im Sinne dramaturgischer Stringenz korrigiert, in einigen Fällen wurden im Interesse des entspannten Tons auch die Tonarten geändert. Beide Entscheidungen sind künstlerisch vertretbar.

Ekkehard Pluta [22.02.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Andreas Bauer Kanabas (Bass)
• Daniel Heide (Klavier)