Kalevi Aho
Violin Concerto 2 • Cello Concerto 2
BIS 2466
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2019, 2021
11.03.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kalevi Aho (Jahrgang 1949) ist längst zu einem der bedeutendsten finnischen Komponisten nach Sibelius avanciert und genießt mittlerweile weltweit sogar eine höhere Reputation als sein erster und wichtigster Lehrer, Einojuhani Rautavaara. Ahos Werkkatalog ist schon vom Umfang her beeindruckend, noch mehr aber die durchgehend exzellente Qualität seiner Musik. Trotz der – insbesondere bei den nunmehr 38 (!) Instrumentalkonzerten – nicht nur an die Solisten, sondern auch die Hörerschaft gerichteten, hohen Ansprüche, bleibt sie stets formal wie emotional fasslich, ohne dass der Komponist etwa immer nach den gleichen Schemata vorginge. Nein, Kalevi Aho vermag nach wie vor zu überraschen. Bereits 2011 hatte er für alle „gängigen“ Orchesterinstrumente mindestens ein Solokonzert komponiert, dann selbst für „Exoten“ wie das Theremin, so dass nun für einige Instrumente eine Zählung nach Nummern weitergehen muss – wie hier beim 2. Violinkonzert und 2. Cellokonzert.
Hochvirtuoses, dankbares Violinkonzert für Elina Vähälä
Ahos 2. Violinkonzert (2015) trennen 34 Jahre vom ersten Konzert für sein Instrument, mit dem er von Jugend an vertraut ist. Der erste Gattungsbeitrag war ein zeittypisches Beispiel für das verbreitete Konzertnarrativ: Masse kontra Individuum. Das neue Konzert gibt sich als echtes, virtuoses Solistenkonzert, wo besonders im zweiten Satz – wie schon bei der Uraufführung – die ausgezeichnete Finnin Elina Vähälä dominieren darf, die nach Detmold und Karlsruhe nun eine Professur an der Wiener mdw innehat. Sie meistert sowohl die kraftvollen wie die lyrischeren Passagen des Konzerts fantastisch, überzeugt mit einem enormen Farbreichtum, absoluter Sicherheit bei den vertrackten Doppelgriffen, schönen Flageoletts und bewusster Persönlichkeit in den Kadenzen. Das beschwingt tänzerische Finale endet im Prestissimo. Vom Orchester wird selbstverständlich mehr als nur simple Begleitung verlangt: Wie immer ist Ahos Instrumentation hochdifferenziert, verleiht den verschiedenen Motiven mittels einer riesigen Effektpalette die jeweils richtige Tiefenschärfe. Der estnische Dirigent Olari Elts leitet die von den Städten Kotka und Kouvola erst 1999 gegründete Kymi Sinfonietta sensibel und mit Eleganz, kitzelt ausdrucksstark alles aus Ahos komplexen Partituren heraus. Die BIS-Tontechnik unterstützt dies erwartungsgemäß makellos.
Beseeltes 2. Cellokonzert
Breitete sich das 1. Cellokonzert (1984) des Finnen extrem pessimistisch über mehrere Orchesterschichten unterschiedlichen Instrumentariums bis hin zur Orgel aus, ist das zweite Konzert (2014) behutsam für kleines Orchester ausgelegt und vereint fünf Sätze ohne Pause zu einer großen Bogenform, in deren Zentrum ein ausdrucksvolles, kadenzartiges Adagio steht. So hört man im fünften Satz Reminiszenzen an die anfängliche Berceuse, dann eine Kadenz vorwiegend aus Obertönen – Flageoletts, die als Naturlaute erscheinen; schließlich ein wildes Presto im 5/8-Takt, welches sich wiederum auf den 2. Satz bezieht. Ahos bestechende Dramaturgie und Geschlossenheit bewirkt, dass die halbe Stunde fast wie im Flug vergeht; die Virtuosität des Soloparts steht dabei weniger im Vordergrund als beim 2. Violinkonzert. Der zum Aufnahmezeitpunkt erst 24-jährige, finnisch-niederländische Cellist Jonathan Roozeman konnte mit gerade mal fünfzehn einen Preis beim Tschaikowsky-Wettbewerb ergattern, studierte zuletzt an der Kronberg-Academy und beweist hier eine staunenswerte Reife: Tiefgang mit beseelter Intensität bei formidabler Technik. Das klingt wirklich vielversprechend und macht diese CD alleine schon empfehlenswert, ganz abgesehen vom dankbaren und schillernden 2. Violinkonzert.
Martin Blaumeiser [11.03.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Kalevi Aho | ||
1 | Konzert Nr. 2 für Violine und Orchester | 00:32:06 |
4 | Konzert Nr. 2 für Violoncello und Orchester | 00:30:50 |
Interpreten der Einspielung
- Elina Vähälä (Violine)
- Jonathan Roozeman (Violoncello)
- Kymi Sinfonietta (Orchester)
- Olari Elts (Dirigent)