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Besprechung CD

Robert Schumann

Lied & Chamber Music

ars vobiscum 4260442211754

1 CD • 60min • 2021

22.12.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Nicht nur Sänger ist er, der Münchner Bassbariton Thomas Stimmel (Jahrgang 1985), sondern ein echtes Multitalent, ausgebildet und erfolgreich tätig auch als Fotograf, daneben aktiver und kritischer Journalist und nicht zuletzt Chef des Labels „ars vobiscum“, das nicht nur Platten produziert, sondern auch Bücher herausgibt und „auf neue Allianzen unterschiedlichster Ausdrucksformen“ ausgerichtet ist. In „Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche“ sieht Stimmel in Kunst und Kultur einen Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Gegenwart. Auch seine Tätigkeit als Sänger folgt dieser Zielsetzung. Vor fünf Jahren hat er bei „ars vobiscum“ unter dem Titel „Roots/Wurzeln“ ein Album mit Werken schwarzer Komponisten herausgebracht und damit auch in qualitativer Hinsicht eine wichtige diskographische Lücke gefüllt.

So authentisch wie möglich

Das lässt sich nun im aktuellen Falle seines Schumann-Programms nicht a priori behaupten. Von den beiden Liederzyklen op. 35 und op. 39 nach Justinus Kerner und Joseph von Eichendorff sind viele hochkarätige Einspielungen auf dem Markt und ein junger Sänger muss sich da etwas Besonderes einfallen lassen, um eine weitere zu legitimieren. Die vorliegende Aufnahme kann schon einmal damit punkten, dass Stimmel von einem Originalinstrument begleitet wird, einem Hammerklavier des Wieners Jacob Bertsche. Es handelt sich dabei um eine detaillierte Kopie jenes Flügels von Conrad Graf, der im Salon von Clara und Robert Schumann stand. Und Liese Klahn, mit der Stimmel bereits Schuberts Schwanengesang publiziert hat, beschwört auf diesem ihr gehörenden und vertrauten Instrument die Atmosphäre dieser Zeit herauf.

Möglicherweise war sie auch eine Art „Regisseurin“ bei diesem Projekt, denn im Vergleich zu den mir bekannten früheren Einspielungen wählt sie fast durchweg sehr zügige Tempi, um dann vorgeschriebene ritardandi nachdrücklich auszudehnen. Die beiden Zyklen erscheinen dabei nicht als Abfolgen wechselnder Stimmungen, sondern bekommen einen vorwärtsdrängenden erzählerischen Zug. Das kommt der Eigenart und den Möglichkeiten des Sängers sehr entgegen, der einen eher männlich-energischen als einen lyrisch-poetischen Zugriff auf die Musik und die Texte hat, die er sehr plastisch und intelligent gestaltet. Dabei liegen ihm dramatische und balladeske Stücke wie Lust der Sturmnacht oder Waldesgespräch mehr als die kontemplativen Stimmungsbilder. Für die Mondnacht etwa fehlt der ruhige, weite Atem, um die Atmosphäre zu erfassen und der Anweisung Schumanns „zart, heimlich“ folgen zu können.

Romantischer Salonton

Als Intermezzo zwischen den beiden Liederkreisen fungiert das Adagio und Allegro für Klavier und Horn op. 70, das Schumann 1849 schrieb und das ursprünglich die Bezeichnung „Romanze“ trug. Da er selbst das Blasinstrument nicht beherrschte, ließ er sich von dem Hornisten und Mitglied der Dresdner Hofkapelle Julius Schlitterlau beraten, der dieses ganz auf ihn zugeschnittene Werk im Salon der Schumanns zur Uraufführung brachte. In Claras Tagebuch wird es als „prächtig, frisch und leidenschaftlich“ beschrieben. Tatsächlich reizt es die technischen und virtuosen Möglichkeiten des Instrumentes voll aus, ist vor allem im einleitenden Adagio von romantischer Emphase geprägt und entfaltet im direkt anschließenden dreiteiligen Allegro tänzerischen Charme. Stephan Katte spielt das Stück authentisch auf einem sächsischen Ventilhorn aus der Entstehungszeit mit weichem, warmem Ton und spritziger Agilität. Eine ausführliche Werkeinführung des Zürcher Professors Hans-Joachim Hinrichsen und zwei informative Artikel zu den verwendeten Instrumenten machen das Album zusätzlich empfehlenswert.

Ekkehard Pluta [22.12.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Lust der Sturmnacht op. 35 Nr. 1 00:01:29
2Stirb, Lieb und Freud! op. 35 Nr. 2 00:04:43
3Wanderlied op. 35 Nr. 3 00:02:56
4Erstes Grün op. 35 Nr. 4 00:02:01
5Sehnsucht nach der Waldgegend op. 35 Nr. 5 00:01:57
6Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes op. 35 Nr. 6 00:02:50
7Wanderung op. 35 Nr. 7 00:01:27
8Stille Liebe op. 35 Nr. 8 00:03:03
9Frage op. 35 Nr. 9 00:01:08
10Stille Tränen op. 35 Nr. 10 00:02:41
11Wer machte dich so krank? op. 35 Nr. 11 00:02:10
12Alte Laute op. 35 Nr. 12 00:02:25
13Adagio und Allegro As-Dur op. 70 für Horn und Klavier 00:08:29
15In der Fremde op. 39 Nr. 1 00:01:40
16Intermezzo op. 39 Nr. 2 00:01:20
17Waldesgespräch op. 39 Nr. 3 00:02:04
18Die Stille op. 39 Nr. 4 00:01:21
19Mondnacht op. 39 Nr. 5 00:03:49
20Schöne Fremde op. 39 Nr. 6 00:01:12
21Auf einer Burg op. 39 Nr. 7 00:02:33
22In der Fremde op. 39 Nr. 8 00:01:12
23Wehmut op. 39 Nr. 9 00:01:59
24Zwielicht op. 39 Nr. 10 00:02:25
25Im Walde op. 39 Nr. 11 00:01:13
26Frühlingsnacht op. 39 Nr. 12 00:01:05

Interpreten der Einspielung

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