Album for Astor
Bjarke Mogensen Accordeon
OUR Recordings 8.226916
1 CD • 66min • 2021
21.12.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Warum Astor Piazollas Musik nie an Anziehungskraft verlieren wird, erklärt sich allein schon aus deren Bestandteilen: Eine synkopenhafte Rhythmik zieht in einen hypnotischen Sog hinein, verdichtet sich gar mit peitschenden, perkussiven Akzenten. Melodisch und harmonisch geht es stark in Richtung Jazz, wobei gerade chromatischen Abwärtsbewegungen viel Gewicht zukommt. Diese aufreizende Mischung, bei der klassischer argentinischer Tango als Ur-Quelle fungiert, atmet wie kaum sonst etwas – und behält zugleich eine prägnante Klarheit und Logik. Kein Wunder, steht doch Bachs Kontrapunkt bis hin zur Fugenform als Bindeglied im Zentrum dieser Mechanik.
Wenn der dänische Akkordeonspieler Bjarke Mogensen sein neues „Album for Astor“ mit einer Solonummer eröffnet, findet all dies und noch mehr gleichzeitig statt. Mogensens spielerisches Potenzial, ebenso seine hellwache Einfühlungsgabe in dieses legendäre Sujet will keine Grenzen kennen. Der Bogen spannt sich auf dieser Aufnahme weiter, denn Mogensens Anliegen ist ein größeres: Es geht darum, solche Potenziale mit einem Kreis ebenso motivierter Musiker zu teilen, die das Orchester der Danish Chamber Players bilden.
Wechselnde instrumentale Rollen
Instrumentale Rollen sind sehr fließend im Tango. Das Akkordeon bzw. Bandoneon im Tango wird manchmal sogar zum Perkussionsinstrument. Zugleich kann etwa ein Vibrafon auch hervorragend legato spielen, denn auch instrumentaler „Gesang“ gehört zu den sinnlichen Komponenten im Tango dazu. Ein polyphones Tête à tête zwischen Bjarke Mogensens Akkordeon und dem Vibrafonspiel von Johan Bridger liefert auf dieser Aufnahme den dafür wohl eindrücklichsten Beleg. Die ganze Gefühls- und Stimmungswelt des Tango Nuevo von Piazzolla ist im weiteren Spannungsbogen dieser CD präsent: Dazu gehört auch mal eine nostalgische Zeitreise, etwa im balladesken Stück Cafe 1930, in dem Mathias Heise die Harmonika spielt. Insgesamt geht es hier aber kaum um das Museale, stattdessen demonstrieren Bjarke Mogensen und die Danish Chamber Players den zeitlosen, energischen Fortschrittsgeist, welcher Piazzollas Musik innewohnt.
Aufnahme mit Referenzcharakter
So wechselvoll und erfrischend abwechslungsreich die Konstellationen auch sind – Bjarke Mogensen schöpft sämtliche Potenziale seines Pigini-Akkordeons aus, welches von seiner Konzeption her dem von Piazzolla gespielten Bandoneon sehr nahe kommt. Die Danish Chamber Players leisten Großes, um mit ihrem „Leader“ zu einem einzigen, dichten Instrument zu verschmelzen. Diese Würdigung im 30. Todesjahr des großen Tango-Nuevo-Meisters sticht ohne weiteres über die Vielzahl neuer Piazzolla-Veröffentlichungen in diesem Jahr hinaus und macht dessen musikalisches Erbe zu einer aufregenden Angelegenheit im Hier und Jetzt. Die lupenreine Aufnahmetechnik erweist sich zudem als dankbares Werkzeug für ein Klangerlebenis von Referenzcharakter.
Stefan Pieper [21.12.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Astor Piazzolla | ||
1 | Adiós Nonino (Tango Rapsodia) | 00:07:21 |
2 | Vibraphonissimo | 00:06:02 |
3 | Café 1930 (Historia del Tango) | 00:07:49 |
4 | Tristango | 00:07:11 |
5 | Aconcagua – Konzert für Bandoneon und Orchester | 00:07:39 |
6 | Fuga y misterio | 00:04:08 |
7 | Coral | 00:10:24 |
8 | Allegro tangabile | 00:02:55 |
9 | Contramilonga a la funerala | 00:05:44 |
10 | Novitango | 00:04:01 |
11 | Despertar | 00:02:19 |
Interpreten der Einspielung
- Bjarke Mogensen (Akkordeon)
- Johan Bridger (Vibraphon)
- Mathias Heise (Harmonika)
- Danish Chamber Players (Ensemble)