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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Isan Yun

Violin Concerto III • Chamber Symphony I • Silla

BIS 2642

1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2021

11.10.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Isang Yun (1917-1995) kam erst als etwa Vierzigjähriger von Korea nach Europa: Paris und schließlich Berlin, wo er ab dann lebte. Zuvor war er in seiner Heimat und Japan nach klassisch-westlichem Vorbild ausgebildet worden; alles aus jener Zeit hat Yun später zurückgezogen. Die Begegnung mit der musikalischen Avantgarde, die um 1960 jedoch bereits die Strenge des Serialismus abzulegen begann, brachte ihn dann schließlich zu einer ganz eigenen Musiksprache, die Westliches mit durch den Taoismus geprägten Vorstellungen insbesondere traditioneller koreanischer Hofmusik verband. Früh etablierte er das Übereinanderschichten bewegter Klangflächen, etwa in Réak, was ihn international berühmt machte. Dodekaphonie spielt allenfalls eine untergeordnete Rolle, ebenso sucht man bei ihm vergebens Exotismen hinsichtlich der Instrumentation.

Drei markante Spätwerke für Orchester

Ab Mitte der 1970er wandte sich Yun auch klassisch-romantischen Formen zu – in 5 Symphonien, die Kritiker gar der Neoromantik zuordnen, zehn Instrumentalkonzerten und Kammermusik –, die eine gereifte, dabei gemäßigtere Tonsprache pflegen. Die neue BIS-Veröffentlichung enthält drei ganz späte Werke (von 1987 bzw. 1992), bei Silla und dem Violinkonzert III wohl als Ersteinspielungen. Zumindest waren die Stücke bislang auf CD weder in der Reihe der Internationalen Isang Yun Gesellschaft – deren Vorsitzender, Walter-Wolfgang Sparrer, den informativen Booklettext verfasst hat – noch der schwer erhältlichen Anthologie des Tokioter Labels Camerata greifbar. Im Untertitel als „Legende“ bezeichnet, ist Silla – das alte Reich breitete sich ungefähr bis zum heutigen Gebiet aus – „eine Hommage an Yuns Heimat Korea, ihre Geschichte, Natur und Kultur“ (Sparrer). Wir genießen farbige Nachtstimmungen, bei denen höchstens die häufige Verwendung von Glissandi an Fernost erinnert, exzellent vorgetragen von Seouls Philharmonikern unter dem erfahrenen Finnen Osmo Vänskä.

Famoses Violinkonzert mit Sueye Park

Das durchgehende, 26-minütige Violinkonzert III lebt von kantabler Lyrik, die natürlich vor allem der Solovioline zukommt, aber sich dann wieder fragmentiert als Klangfarbenmelodie aufs Orchester verteilt. Der gesamte Satz ist jederzeit durchsichtig und die intelligente Orchestrierung stets abwechslungsreich. Die junge koreanische, in Deutschland ausgebildete Violinistin Sueye Park (Jahrgang 2000) spielt das Stück mit etlichen kadenzartigen Solostellen hingebungsvoll und überzeugt auf ganzer Linie. Und mal wieder ist die exzellente Aufnahmetechnik von BIS zu loben, die das Klanggeschehen räumlich und dynamisch perfekt abbildet. Dieses für Geiger wie Zuhörer äußerst dankbare Werk erscheint dem Rezensenten als absolut repertoirewürdig.

Referenzaufnahme der ersten Kammersinfonie

Yuns kontrastreiche Kammersinfonie I für Streicher und je zwei Oboen und Hörner liegt in mehreren Aufnahmen vor. Die durchaus solistisch bzw. als Duos agierenden Bläser rivalisieren hier auf faszinierende Weise mit den verschiedenen Streichergruppen; auch gibt der Komponist dem teils mikrotonal flexiblen Einzelton eine besondere Bedeutung. Vänskä gerät die gesamte Darbietung insgesamt dynamischer, zugleich jedoch beseelter als beim Münchener Kammerorchester unter Alexander Liebreich, der zu Yuns später Subjektivität nicht so recht den Zugang hat und Nüchternheit walten lässt. Piotr Borkowski mit dem Korean Chamber Ensemble schlägt sich da schon besser, wobei allerdings die Aufnahmetechnik nicht mithalten kann. Somit landet hier Vänskä einen klaren Punktsieg. Zwar hebt Yuns Spätwerk die Facette der Verinnerlichung stark hervor, was es von früherer Musik schon abgrenzt, aber selbst für Yun-Ersthörer ist diese CD ein wunderbarer Einstieg.

Vergleichsaufnahmen: [Kammersinfonie I] Korean Chamber Ensemble, Piotr Borkowski (Naxos 8.557938, 2005); Münchener Kammerorchester, Alexander Liebreich (ECM new series 2029, 2007).

Martin Blaumeiser [11.10.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Isang Yun
1Silla (Legend for Orchestra) 00:16:38
2Violinkonzert Nr. 3 00:26:06
5Chamber Symphony Nr. 1 00:23:35

Interpreten der Einspielung

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