Into Madness
Bartók • Enescu • Achron
Berlin Classics 0302767BC
2 CD • 1h 26min • 2021
27.08.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Nein, verrückt wird hier keiner, auch wenn die CD des Geigers Tassilo Probst und des Pianisten Maxim Lando mit „Into madness“ betitelt ist. Aber verrückt ist es schon, was die beiden jungen Interpreten hier leisten, denn sie spielen Stücke, die zu spielen wirklich im beste Sinne verrückt erscheint: Béla Bartóks posthume, 1903 komponierte Violinsonate, George Enescus dritte Sonate und die zweite Sonate von Joseph Achron, Raritäten allesamt. Die frühe Bartók-Sonate tönt zu Beginn noch so spätromantisch, dass man erst gar nicht wahrhaben will, dass sie von Bartók ist. Enescu ist hierzulande immer noch oft verkannt und wenig gespielt und Achron kennt mit Verlaub gesagt kein Mensch. Dabei würde es sich durchaus lohnen, diese Musik ist wirklich ein höchst individueller Mix aus Postromantik, Impressionismus und früher Moderne. So gesehen ist diese Aufnahme ein ziemlich selbstbewusstes Statement, zumal sich das Booklet über beide Interpreten völlig ausschweigt. Lando hat sich zwar schon einen gewissen Namen gemacht, aber der 2002 geborene Tassilo Probst dürfte höchstens Geigen-Insidern bekannt sein.
Hinreißende Musik
Bis jetzt, denn diesen Namen sollte man sich merken. Was Probst und sein Klavierpartner hier leisten, hat nicht weniger als höchste Meriten verdient, einmal im Hinblick auf das wirklich außergewöhnliche Repertoire, aber auch hinsichtlich der musikalischen Leistungen. Dabei hat man hier nicht den Eindruck, dass hier bloß zwei hoch spezialisierte Ausnahme-Musiker aufspielen, im Gegenteil. Beide haben diese Musik bis in die Haarspitzen verinnerlicht, was man in wirklich jedem Takt zu hören vermeint. Nicht nur, dass sie die technischen Kabinettstückchen, die so ein wirklich haarsträubend schwieriges Stück wie das Finale der Enescu-Sonate bereithält, mit stupender Leichtigkeit absolvieren. Sie machen auch noch Musik daraus! Nur selten, etwa im unglaublich schwierigen Finale der Achron-Sonate, stoßen sie dabei in Grenzbereiche vor. Am Ende kann man nur noch staunen: neues Repertoire entdeckt, neue Talente gefunden, hinreißende Musik gehört. Wiegesagt: die Namen von Lando und Probst sollte man sich merken!
Guido Krawinkel [27.08.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Béla Bartók | ||
1 | Sonate e-Moll BB 28 für Violine und Klavier | 00:29:41 |
George Enescu | ||
4 | Sonate Nr. 3 a-Moll op. 25 für Violine und Klavier (Dans le caractère populaire roumain) | 00:25:28 |
CD/SACD 2 | ||
Joseph Achron | ||
1 | Sonate Nr. 2 op. 45 | 00:30:03 |
Interpreten der Einspielung
- Tassilo Probst (Violine)
- Maxim Lando (Klavier)