The Flute Sonatas by Martinus Ræhs Vol. 2
arcantus arc 22031
1 CD • 80min • 2021
07.07.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Martinus Ræhs (1702-1766) – in Dänemark auch häufig mit seinem dänischen Vornamen „Morten“ benannt – teilt sein Schicksal mit vielen Komponisten seiner Generation: zu Lebzeiten in bedeutenden Stellungen tätig gewesen zu sein, nach seinem Tod hingegen einer völligen Vergessenheit anheimzufallen. Er wuchs als Sohn von Morten Ræhs dem Älteren (gest. 1733) in einer musikalische Familie auf, sein Vater war Stadmusiker in Mitteljütland und erlangte später den Posten als Chef der Stadtmusik in Aarhus. Diese Stellung vererbte er an seinen Sohn Martinus (Morten), dessen solistisches Hauptinstrument die Traversflöte war.
Vor anderthalb Jahren hat mein Kollege Thomas Baack den ersten Teil der Flötensonaten von Martinus Ræhs (Arcantus arc 20015) hier besprochen, und seinem positiven Urteil möchte ich mich anschließen, auch wenn Clara Guldberg Ravn sich auf beiden CDs nicht der Traversflöte, das Instruments von Morten Ræhs, bedient, sondern Blockflöte spielt, das Instrument, auf dem sie selbst eine berufene Solistin ist. Angesichts der barocken Sitte, in der Besetzung Wechsel zu tolerieren, die dem musikalischen Gehalt der Werke nicht abträglich waren, darf dieser Wechsel in der Instrumentation als unbedeutend für die Beurteilung der vorliegenden Einspielung gelten. Zu bedenken ist allerdings, dass Literatur für Traverso nicht leicht 1:1 auf Blockflöte zu übertragen ist, hier beeindruckt Clara Guldberg Ravn spieltechnisch und musikalisch in besonderer Weise!
Zwei Manuskripte bewahren das Erbe von Morten Ræhs
Die Flötensonaten von Morten Ræhs sind in zwei Manuskripten überliefert – eine Handschrift befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, die andere wird in der Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin aufbewahrt. Auf den zwei CDs, die Clara Guldberg Ravn dem Schaffen für Flöte von Morten Ræhs dem Jüngeren widmet, erklingen sämtliche überlieferten Flötensonaten des Komponisten. Der Einschätzung meines Kollegen Thomas Baack, der in seiner Besprechung des ersten Teils von Morten Ræhs’ Flötensonaten meinte, die Kompositionen reichten „jedoch nirgends an Bach und Söhne heran“ und zum Schluss kommt „Galante Unterhaltungsmusik also, die auf hohem spieltechnischen Niveau plaudert“, möchte ich mich in ihrer etwas abwertenden Haltung ausdrücklich nicht anschließen – das ist oft genug die Einstellung, die auch Telemann und seine geistvolle Musik im 20. Jahrhundert jahrzehntelang von einem gleichberechtigten Platz neben seinen berühmten Kollegen ausgeschlossen hat – völlig zu Unrecht und aus einer falschen hsitorischen Perspektive betrachtet.
Vollkommenes Zusammenspiel
Nicht nur das überaus versierte und musikalisch höchst inspirierte Spiel von Clara Guldberg Ravn ist hier zu loben, zur erstklassigen Benotung dieser CD tragen auch die hervorragenden Musiker der Continuo-Gruppe bei, die mit der Solistin eine perfekte künstlerische Einheit bilden. Und dass die Zuhörer alles mit glasklarer Deutlichkeit genießen können, verdankt sich dem Klangbild, das eine hervorragende Aufnahmetechnik liefert.
Fazit: Temperament, Agilität und Charme aller Künstler dieser Einspielung und der Erfindungsreichtum ihres galanten Meisters macht diese CD zu einem inspirierten und höchst erfreulichen Ohrenschmaus von Musik des Rokoko.
Detmar Huchting [07.07.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Martinus Ræhs | ||
1 | Sonate Nr. 8 A-Dur für Flöte und B.c. (aus der Giedde-Sammlung) | 00:07:39 |
4 | Sonate Nr. 9 B-Dur für Flöte und B.c. (aus der Giedde-Sammlung) | 00:07:20 |
7 | Sonate Nr. 10 D-Dur für Flöte und B.c. (aus der Giedde-Sammlung) | 00:08:46 |
10 | Sonate Nr. 11 c-Moll für Flöte und B.c. (aus der Giedde-Sammlung) | 00:08:49 |
13 | Sonate Nr. 1 C-Dur für Flöte und B.c. (aus der Handschrift Schwerin) | 00:08:48 |
16 | Sonate Nr. 3 h-Moll für Flöte und B.c. (aus der Handschrift Schwerin) | 00:09:55 |
20 | Sonate Nr. 4 d-Moll für Flöte und B.c. (aus der Handschrift Schwerin) | 00:06:30 |
23 | Sonate Nr. 5 a-Moll für Flöte und B.c. (aus der Handschrift Schwerin) | 00:10:35 |
26 | Sonate Nr. 6 D-Dur für Flöte und B.c. (aus der Handschrift Schwerin) | 00:11:23 |
Interpreten der Einspielung
- Clara Guldberg Ravn (Blockflöte)
- Anna Paradiso (Cembalo)
- Mats Olofsson (Violoncello)
- Jonas Nordberg (Laute)