Johann Sebastian Bach
Goldberg-Variationen
auris classic as-c 5078 - 2000
1 CD • 74min • 2016
13.08.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Einen eigenen Namen haben Hartmut Schill (Violine), Matthias Worm (Viola) und Tilman Trüdinger (Violoncello) noch nicht, wenn sie im Trio zusammenspielen. Zumindest wurde diese bereits 2016 produzierte Aufnahme der Goldberg-Variationen BWV 988 von Johann Sebastian Bach nicht unter dem Signum einer festen Formation gemacht. Wenn sie es nicht schon tun, sollten die drei Herren über eine gleichsam offizielle Ensemble-Gründung nachdenken, auch, wenn es für Streichtrio natürlich nicht ein so unerschöpfliches Repertoire gibt wie für Streichquartett. Denn diese Einspielung der Goldberg-Variationen dokumentiert eine beneidenswerte Homogenität in der Abstimmung der Instrumente, die wohlgemerkt mit drei Streichern schwieriger zu erreichen ist als mit vieren oder fünfen.
Klanglicher Reichtum
Doch bei dieser höchsten Sensibilität des Zusammenspiels, übrigens nicht zuletzt auch einer sauber ausgehörten Intonation, fängt das namenlose Trio erst an. Das Phänomen, das dieses Album so bestechend macht, ist sein klanglicher Reichtum. Die Bearbeitung der Goldberg-Variationen für Streichtrio, die der Geiger Dmitry Sitkovetsky 1985 zu Bachs 300. Geburtstag erstellte, ist mittlerweile zu einem Klassiker geworden, dem man sowohl im Konzert als auch auf CD immer wieder begegnet. Andere Trios haben den Zyklus zupackender gespielt oder anspringender. Kein Ensemble aber hat eine breitere Palette feinster Stricharten entworfen. Allein die Fülle verschiedenster Staccati fasziniert, ebenso, was an mikroskopisch differenzierten Werten zwischen Portato und Tenuto möglich ist oder an dynamischen Abstufungen unterhalb des Fortissimos.
Natürliche Räumlichkeit
Auch ein breites Detaché kann eingesetzt werden, aber geschmackvoll und wohl dosiert, und, wie alle die Zwischentöne, mit dem Sinn, die Gestalthaftigkeit der Musik so prägnant wie möglich erscheinen zu lassen. Ohne den übergeordneten Zusammenhang des Zyklus je in Frage zu stellen, treffen die Herren Schill, Worm und Trüdinger das bildhaft Situative jeder einzelnen Nummer, punktgenau, etwa das tänzerische Moment der ersten, die glasige Klanglichkeit der beiden Oberstimmen in der sechsten oder das gestische, weit in die Wiener Zukunft weisende Motivspiel der Nr. 23. Die drei Moll-Variationen werden in filigraner, atmender Empfindsamkeit entwickelt, die durch die vorteilhafte, von der Klangtechnik in natürlicher Räumlichkeit eingefangene Akustik des Museum Gunzenhauser in Chemnitz unterstützt wird. Fehlt also nur noch ein Name für das wunderbare Trio. Den kann man sich ja beim wiederholten Anhören dieses schönen Albums überlegen...
Prof. Michael B. Weiß [13.08.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach/Dmitry Sitkovetsky | ||
1 | Goldberg-Variationen BWV 988 (Bearb. für Streichtrio) | 01:13:47 |
Interpreten der Einspielung
- Hartmut Schill (Violine)
- Matthias Worm (Violine)
- Tilman Trüdinger (Violoncello)