Ravel
La Valse
BIS 2438
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2020, 2021
13.03.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bis zum Ende der Konzertsaison 2020/2021 war Sakari Oramo Chefdirigent des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra. Zu den letzten Einspielungen, die er mit den Stockholmern veröffentlicht hat, zählt die vorliegende SACD mit Orchesterwerken Maurice Ravels: Dies ist etwas ungewöhnlich deswegen, weil Oramo bislang – mit Ausnahme etwa der Zweiten Sinfonie von Florent Schmitt – auf Tonträgern kaum als Dirigent französischer Musik hervorgetreten ist. Ob daraus ein kompletter Ravel-Zyklus wird? Vorerst zumindest hat sich der Finne in erster Linie Werke ausgesucht, die zuerst für Klavier entstanden und die Ravel später orchestrierte. Nicht nur Ravel übrigens: Vom Tombeau de Couperin sind auch jene beiden Sätze zu hören, die Ravel nicht für Orchester gesetzt hat: die Fuge und die abschließende Toccata. Für die Orchestrierung zeichnet der britische Komponist Kenneth Hesketh verantwortlich. Hesketh hat die Musik höchst geschmackvoll und authentisch arrangiert: Die Orchestrierungen könnten glatt von Ravel selbst stammen, und natürlich wurde die originale Reihenfolge der Sätze wiederhergestellt – mit dem Rigaudon vor dem Menuett.
Leise Melancholie
Abgesehen vom ebenso farbigen wie transparenten Klangbild, wie man es vom Label BIS gewohnt ist, bereitet besonders Freude, wie Oramo der leisen Melancholie der Stücke – wir erinnern uns: Ravel schrieb sein Tombeau zum Gedenken an im Ersten Weltkrieg gefallene Freunde – Gerechtigkeit widerfahren lässt. Allzu oft erklingt dieses Werk als etwas oberflächliche, springlebendige Manifestation eines frühen Neoklassizismus, was die Musik fröhlicher klingen lässt als sie eigentlich gemeint ist. Der ganz leichte Schleier, den Oramo über die Komposition legt, verleiht ihr eine unwiderstehliche Schönheit.
Zwei gelungene Trios
Auch die meisten der übrigen Stücke wissen unter Oramos Händen durchaus zu gefallen. Das gilt vor allem für die zurückhaltenden, leisen Passagen, so die Trios der beiden Menuette – das aus dem Tombeau und das Menuet antique – und die Barque sur l'océan, deren stets leicht bedrohlicher Unterton selten so überzeugend getroffen wird. Im Alborada del gracioso hingegen könnte die Schlusssteigerung etwas härter und ausgelassener formuliert sein.
Zu wenige Details in "La Valse"
Ausgerechnet von La Valse, jener Komposition, die der SACD ihren Titel verleiht, gibt es zahlreiche Einspielungen, die packender geraten sind. Hier fehlen einige Zwischentöne; dass es sich hier um eine langsame, aber zielstrebige Steigerung handelt, einen Wirbel, der die Musik zielstrebig in den Abgrund steuert, wird zu wenig deutlich. Hinzu kommt, das ausgerechnet bei diesem Stück das Klangbild nicht wirklich glücklich macht: Je lauter es wird, desto mehr Einzelheiten vemisst man, bis in den abschließenden fünf Noten kaum noch Tonhöhen zu vernehmen sind, sondern nur noch Krach. Das ist schade, besonders da der größte Teil des Rests der SACD sowohl klanglich als auch musikalisch froh stimmt.
Thomas Schulz [13.03.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Maurice Ravel | ||
1 | Le Tombeau de Couperin für Orchester (Suite) | 00:25:28 |
7 | Alborada del gracioso (aus: Miroirs) | 00:07:58 |
8 | Une barque sur l'océan für Orchester | 00:08:33 |
9 | Pavane pour une infante défunte | 00:06:29 |
10 | Menuet antique für Orchester (nach dem Klavierstück) | 00:06:33 |
11 | La Valse (Poème choréographique für Orchester) | 00:12:14 |
Interpreten der Einspielung
- Royal Stockholm Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)