Domenico Cimarosa
Il Matrimonio Segreto
cpo 555 295-2
3 CD • 3h 18min • 2016
07.06.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nur wenige Wochen nach Mozarts Tod am 7. Februar 1792 in Wien uraufgeführt, hat Domenico Cimarosas Il matrimonio segreto als einzige seiner etwa 70 Opern einen dauerhaften internationalen Erfolg gehabt. Auch auf deutschen Bühnen gehörte sie bis in die 70er Jahre zum festen Repertoire-Bestand kleiner wie großer Opernhäuser. An der Deutschen Oper Berlin etwa war sich Lorin Maazel nicht zu schade, dieses leichtgewichtige, aber melodienreiche und mit kunstvollen Ensembles gesegnete Werk zu dirigieren (von der Aufführung hat Arthaus einen 1967 entstandenen Video-Mitschnitt veröffentlicht). Zehn Jahre später hat Deutsche Grammophon eine Studio-Aufnahme produziert, bei der Daniel Barenboim am Pult stand und Stars wie Arleen Auger, Julia Varady und Dietrich Fischer-Dieskau zum Einsatz kamen.
Neben so prominenter Konkurrenz kann der Mitschnitt von den Innsbrucker Festwochen 2016 erst einmal damit punkten, die ungekürzte Fassung der ohnehin schon sehr langen Oper zu bieten. Und die dauert fast dreieinhalb Stunden wie Wagners Lohengrin. Ob die Handlung auf der Bühne diese Spieldauer trägt, kann man anhand der Audio-Version schwer abschätzen. Da die Lacher des Publikums auch gegen Ende der Aufführung nicht aussetzen, darf man aber davon ausgehen, dass die Inszenierung des eingespielten Tandems Renaud Doucet (Regie) und André Barbe (Ausstattung), die das Stück in einem großen Hühnerstall ansiedelte, guten Anklang gefunden hat.
Ansprechende Gesangsleistungen
Die beiden Buffonisten beherrschen die Szene auch auf der Klangbühne. Donato di Stefano als Vater Geronimo und Renato Girolami als adliger Bräutigam in spe haben ihre 30 Karrierejahre auf dem Buckel, stehen aber stimmlich noch im besten Saft und zeigen in der Gestaltung ihrer Rollen keinerlei ermüdende Routine. Da klingt die große Tradition von Sängern wie Sesto Bruscantini und Renato Capecchi nach. Aber auch die Leistungen der übrigen Solisten sind ansprechend. Die drei Damen verfügen über frische, schlanke Stimmen, die miteinander harmonieren, sich allerdings in der Farbe nicht signifikant unterscheiden. Giulia Semenzato bringt als Carolina den geforderten vokalen Liebreiz auf, die Schwedin Klara Ek als Elisetta bewahrt bei aller Biestigkeit einen gewissen Charme. Für die vorgesehene Vesselina Kasarova, die ihre Teilnahme an der Produktion unfallbedingt absagen musste, übernahm die junge Mezzosopranistin Loriana Castellano, die mit dieser Partie vertraut war, kurzfristig den Part der Tante Fidalma. Sie ist keineswegs die komische Alte, sondern klingt wie die ältere Schwester der Sopranistinnen. Auch der Tenor Jesús Álvarez macht als heimlicher Ehemann Paolino stimmlich eine „gute Figur“.
Alessandro de Marchi, seit 2010 als Nachfolger von René Jacobs Chef der Innsbrucker Festwochen, hält das musikalische Geschehen in kaum nachlassendem Schwung und die auf Originalinstrumenten spielende 33köpfige Academia Montis Regalis entzückt immer wieder mit delikaten Details. Dass man auch der oft sehr ausgedehnten Rezitative nicht müde wird, geht nicht zuletzt auch auf das Konto der Cembalistin Mariangiola Martello.
Ekkehard Pluta [07.06.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Domenico Cimarosa | ||
1 | Il matrimonio segreto (Die heimliche Ehe, Melodramma giocoso in zwei Akten) | 03:17:33 |
Interpreten der Einspielung
- Renato Girolami (Graf Robinson - Bariton)
- Giuseppe Stefano (Geronimo - Baß)
- Loriana Castellano (Fidalma - Mezzosopran)
- Klara Ek (Elisetta - Sopran)
- Giulia Semenzato (Carolina - Sopran)
- Jesús Álvarez (Paolino - Tenor)
- Academia Montis Regalis (Orchester)
- Alessandro Marchi (Dirigent)