Johann Sebastian Bach
The Overtures • Original Versions
cpo 555 346-2
1 CD • 73min • 2019
14.06.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Um zu erkennen, wie Musiker Bachs Ouvertüren bzw. Orchestersuiten interpretieren, muss man nur die zwei bekanntesten Stücke daraus als erstes anhören: die nur zu berühmte und beliebte Air und die immer begeisternde Badinerie. Das Concerto Copenhagen unter Lars Ulrik Mortensen gibt in der Gesamtaufnahme der vier Suiten auch damit seine Visitenkarte ab: In der Air erschauern die Musiker nicht vor Andacht, sondern lassen die Melodie unaufhaltsam ruhig fließen, ohne pathetischen Zeigefinger-Nachdruck, ohne Gefühlsüberquellung, ohne Wunschkonzert-Vergoldung, vielmehr hebt Mortensen die so komplexe und doch klanglich betörende melodische Verschlingung der Violinen hervor. Und die Badinerie, dieses Flöten-Kunststück, kommt in perlend-übersprudelnder Leichtigkeit und virtuoser Mühelosigkeit daher, ohne in einen Schau-Sturmlauf auszuarten: reine Musik eben.
Natürlich anmutender Melodiefluss
So klingt die Musik der gesamten CD: nicht aufgeregt, sondern angeregt, nicht übereilt, nicht übereifrig, nicht überzeugungswütig, sondern in ganz natürlich anmutendem Fluss, dabei immer tänzerisch beschwingt und durchaus höfisch elegant, vor allem immer gestisch phrasiert.
Dabei herrschen sowohl rhythmische als auch klangliche Vielfalt und Differenziertheit: Rhythmisch scharf, fast stakkatoartig, markiert ist die Gavotte in der Ouvertüre Nr. 1, frisch und geradezu keck wirbelt der so seltene italienische Tanz, die Farlane, in derselben Ouvertüre, höfisch elegant schreitet das Menuett aus der Ouvertüre Nr. 2, fast atemlos jagt die Bourrée aus der Ouvertüre Nr. 3 dahin, jauchzend und fast glucksend vor Spielfreude beschließt die Gigue diese Ouvertüre und munter überschäumend fungiert die Réjouissance in der Ouvertüre Nr. 4 als richtig fetziger „Rausschmeißer“.
Reizvielfalt auch ohne Pauken und Trompeten
Mortensen hat die frühere Originalversion ohne Pauken und Trompeten gewählt, obwohl die beiden letzten Ouvertüren in der Trompetentonart D-Dur stehen. Was an imperialem Glanz dadurch vielleicht verlorengeht, macht das Concerto Copenhagen durch klangliche Reizvielfalt und feine Eleganz wieder wett: Wunderbar agil agiert das Fagott, sehr selbständig spielt der Basso continuo nicht nur mit, der hervorragende Aufnahmeklang gewährt absolute gleiche Gewichtung zwischen Streichern und Holzbläsern. Dynamisch belebt sind das Oboen-Duett in der Gavotte II und im Holzbläser-Trio in der Bourrée aus der Ouvertüre Nr. 1, während der reine Streichersatz im Menuett derselben Ouvertüre fast geheimnisvoll raunend erklingt. In der Ouvertüre Nr. 2 mischt sich der warme Ton der Traversflöte schön in den Gesamtklang, hebt sich dann aber auch zart singend heraus: Mortensen reizt die Farbenvielfalt und -kontraste genau aus.
Rainer W. Janka [14.06.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Ouvertüre Nr. 1 C-Dur BWV 1066 | 00:18:50 |
2 | Ouvertüre Nr. 2 h-Moll BWV 1067 | 00:18:43 |
3 | Ouvertüre Nr. 3 D-Dur BWV 1068 | 00:17:35 |
4 | Ouvertüre Nr. 4 D-Dur BWV 1069 | 00:17:35 |
Interpreten der Einspielung
- Concerto Copenhagen (Ensemble)
- Lars Ulrik Mortensen (Dirigent)