Carl Maria von Weber
complete works for piano and orchestra
BIS 2384
1 CD/SACD stereo/surround • 56min • 2018
09.05.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aufnahmen der Beethoven-Klavierkonzerte gibt es zahlreiche, von den drei Klavierkonzerten von Carl Maria von Weber nur wenige. Dabei bestätigen diese in ihrer glanzvollen Brillanz aufs Schönste das Diktum des Musikphilosophen Vladimir Jankélévitch über Virtuosität: „In der Virtuosität bestätigt der Mensch des 19. Jahrhunderts zwar nicht physisch, aber wenigstens symbolisch und metaphorisch, indes stets glanzvoll seine demiurgische Macht.“ Ronald Brautigam möchte in der vorliegenden Aufnahme dem „Mensch des 19. Jahrhunderts“ recht nahekommen und verwendet deswegen den Nachbau eines Fortepianos von Conrad Graf, den schon Beethoven und Clara Schumann schätzten.
Mächte des Staunens
Und wieder mit Jankélévitchs Worten gesprochen, weckt Brautigam vor allem in den Presto-Sätzen die „in uns schlafenden Mächte des Staunens“ und schafft damit „eine poetische Inspiration“. Im Finalsatz des Klavierkonzerts Nr. 1, das von fern an Webers Aufforderung zum Tanz erinnert, gestaltet er in rauschender Brillanz diesen fröhlichen Walzer mit anmutigem und obertonreichem Glitzerklang des Pianofortes, der Finalsatz des 2. Klavierkonzerts wird zum fröhlich-stürmischen Rausschmeißer, in dem sich Brautigam in einen wahren Virtuosen-Rausch hineinspielt und sehr lebendig mit dem wohlgeschärften Klang des Orchesters dialogisiert, in dem die Bläser es vergnügt krachen lassen. Und quirlig-überschäumend ist die von Weber selbst in seinem Programm so apostrophierte „Seligkeit ohne Ende“ des Finales des Konzertstückes in F-Moll.
Das von Michael Alexander Willens angefeuerte Orchester der Kölner Akademie entfaltet gerade in diesem Konzertstück einen opulenten Farbenreichtum, beginnend mit dem balladesken Ton zu Beginn, der schon an Mendelssohns schottisch inspirierte Werke denken lässt, dann in der sehnsüchtigen Fagott-Klage und schließlich im Marsch, der das Finale einläutet, der von Werner Oehlmann (in „Reclams Klaviermusikführer“) als eine der herrlichsten Weber’schen Eingebungen“ gelobt, von John Warrack (in seiner Weber-Monografie) als „der schwächste der vier Teile“ geschmäht wird – zu Unrecht, denn dieser schmissige Marsch ist einfach umwerfend wirkungsvoll. Aber wirkungsvoll ist auch schon der Kopfsatz des Klavierkonzerts Nr. 1, den Brautigam trotzig-pathetisch und aufschäumend-virtuos spielt und die Piano-Forte-Effekte im Zusammenspiel mit dem Orchester fein herausarbeitet.
Pianistische Delikatesse
Gerühmt werden in Webers Klavierkonzerten meist die Adagios: Im As-Dur-Adagio des 1. Konzertes überzeugt der genüsslich ausgekostete Kontrast zwischen der pianistischen Delikatesse und den dunklen Farben der kammermusikalischen Besetzung – wobei allerdings diese kammermusikalische Intimität in dieser Aufnahme etwas aufdrängend-forciert wirkt. Auch im helllichten H-Dur-Adagio des 2. Klavierkonzertes könnte das Fortepiano noch mehr poetischen Zauber versprühen. Vielleicht gelingt das mit einem modernen Flügel doch besser?
Rainer W. Janka [09.05.2021]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Maria von Weber | ||
1 | Konzert Nr. 1 C-Dur op. 11 für Klavier und Orchester | 00:18:50 |
4 | Konzert Nr. 2 Es-Dur op. 32 für Klavier und Orchester | 00:20:23 |
7 | Konzertstück f-Moll op. 79 für Klavier und Orchester | 00:16:09 |
Interpreten der Einspielung
- Ronald Brautigam (Fortepiano)
- Die Kölner Akademie (Orchester)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)