History of the Russian Piano Trio • 2
Tchaikovsky • Pabst
Naxos 8.574113
1 CD • 73min • 2017, 2018
30.03.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das in Moskau beheimatete Brahms-Trio legt bei Naxos die zweite Folge seiner Anthologie zur „Geschichte des russischen Klaviertrios“ vor. Anscheinend sind die Musiker darum bemüht, das Programm einer jeden CD dieser Reihe im Hinblick auf eine bestimmte Thematik zusammenzustellen. War die erste Folge mit Aljabjew, Glinka und Anton Rubinstein gewissermaßen den „Gründervätern“ der russischen Kammermusik gewidmet, so könnte über CD Nr. 2 das Motto „In Memoriam“ stehen, sind doch die beiden hier eingespielten Trios als persönliche Trauerarbeiten entstanden und jeweils dem Andenken eines großen Musikers gewidmet.
Trios in memoriam Nikolai und Anton Rubinstein
Das Klaviertrio als Trauer- und Gedenkmusik hat in Russland Tradition seit Pjotr Tschaikowsky um die Jahreswende 1881/82 in Erinnerung an seinen engen Freund Nikolai Rubinstein sein a-Moll-Trio op. 50 komponierte. Tschaikowsky selbst wurde nach seinem Tod 1893 von Sergej Rachmaninow durch dessen Trio élégiaque op. 9 geehrt. Dmitrij Schostakowitsch schrieb 1944 sein Trio op. 67 zum Gedenken an den Musikwissenschaftler Iwan Sollertinskij. In diese Tradition reiht sich auch das Werk ein, das das Brahms-Trio auf der vorliegenden CD zusammen mit Tschaikowskys Trio eingespielt hat: das Klaviertrio A-Dur von Paul Pabst. Pabst, einer der großen Pianisten des späten 19. Jahrhunderts (und einer der ersten, die ihr Spiel mittels Phonograph dokumentierten), wurde 1854 in Königsberg geboren, lebte jedoch in Moskau, seit ihn Nikolai Rubinstein 1878 ans dortige Konservatorium berufen hatte. Sein Trio komponierte er 1895, um Anton Rubinstein, dem Bruder Nikolais, ein klingendes Denkmal zu setzen, der im Jahr zuvor gestorben war.
Zwei unterschiedliche Trauermusiken
Es lohnt sehr, die Stücke Tschaikowskys und Pabsts zu vergleichen. Stilistisch stehen sie einander recht nahe, was sich daraus erklärt, dass die beiden Komponisten Freunde waren und Pabst als Klavierbearbeiter zahlreicher Werke Tschaikowskys von dessen Schreibweise nicht unbeeinflusst blieb. Beiden Trios gemeinsam ist zudem die Ausrichtung auf einen abschließenden Trauermarsch. Jedoch nehmen sie bis dahin sehr unterschiedliche Verläufe. Mit 23 Minuten dauert das viersätzige Pabst-Trio nicht einmal halb so lang wie das nur zweisätzige Trio Tschaikowskys. Pabst beginnt mit einem lebhaften Dur-Satz und findet über ein Intermezzo im Menuett-Tempo und eine Rêverie élégiaque – immer noch in Dur – zu einem kontrastreichen Finale in Moll. Tschaikowsky dagegen eröffnet sein Werk mit einem vergleichsweise langsamen Satz in Moll und arbeitet sich mit der anschließenden Variationenreihe, seinem vielgestaltigsten Beitrag zu dieser Form, gleichsam aus der düsteren Stimmung heraus – ohne ihr am Ende entfliehen zu können.
Fesselnde Wiedergabe
Die Wiedergabe beider Werke durch das Brahms-Trio lässt sich rundum loben. Die Musiker spielen perfekt aufeinander abgestimmt. Es klingt, als begriffen sie sich gemeinsam als ein einziges Instrument. Niemand sticht zum Nachteil der Anderen überstark hervor, niemand verschwindet im Hintergrund. Alle drei besitzen ein ausgeprägtes Gefühl für gesanglichen Vortrag und weitgespannte Melodieführung, was gerade bei Kompositionen, die so ausgiebig mit Wiederholungen und Sequenzen kurzer Phrasen arbeiten wie die beiden hier eingespielten Trios, von eminenter Wichtigkeit ist. Dass gerade die leisen, introvertierten Abschnitte besonders fesselnd gelingen, namentlich im Kopfsatz bei Tschaikowsky und im dritten Satz bei Pabst, dürfte ganz im Sinne der Komponisten sein. Eine Fortsetzung der Reihe auf diesem Niveau ist durchaus erwünscht!
Norbert Florian Schuck [30.03.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Klaviertrio op. 50 (À la mémoire d'un grand artiste) | 00:50:18 |
Paul Pabst | ||
3 | Klaviertrio A-Dur | 00:23:08 |
Interpreten der Einspielung
- The Brahms Trio (Klaviertrio)