W.A. Mozart
Gran Partita
BIS 2463
1 CD/SACD stereo/surround • 58min • 2019
24.02.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mozarts Serenade in B-Dur KV 361/370a, auch genannt Gran Partita, ist der Gipfelpunkt seiner Bläserserenaden-Kunst. Thomas Schipperges charakterisiert sie im „Mozart Handbuch“ folgendermaßen: „Insgesamt…bedeutet die Verbindung von motivischer Arbeit bei ständiger satztechnischer Rücksicht auf die spezifischen Klangcharaktere mit einer nie zuvor dagewesenen Klangpracht…den endgültigen Abschied Mozarts von einer unbeschwerten Gesellschaftsform.“ Motivische Arbeit, spezifische Klangcharaktere, Klangpracht und Abschied – das sind auch genau die Kennzeichen der vorliegenden Aufnahme durch Musiker des Amsterdamer Concertgebouw-Orchester unter Leitung des Oboisten Alexei Ogrintchouk.
Klangpracht in schmerzlich-schöner Melancholie
Vollkommen ausbalanciert und ausgewogen ist der Gesamtklang (nur der Kontrabass dürfte ruhig öfter etwas mehr grundierend hervortreten, nicht nur im Variationssatz), aus dem die Einzelstimmen immer organisch herauswachsen, perfekt ist das gemeinsame An- und Zusammenspiel, gestisch und plastisch und oft lebendig-spritzig ist das Spiel, nie verlieren sich die Musiker statisch auf der Stelle tretend in den überreichen Schönheiten dieser Komposition, sondern treiben immer das musikalische Geschehene voran und betonen trotzdem umso mehr die „Verweile-doch“-Augenblicke. Schön kontrastieren die scharf markierten Tutti-Forte-Stellen mit den warm intonierten Soli, traumhaft sicher erspüren sie die jeweilige Rhythmik (beim Hören zuckt unwillkürlich der Körper im Rhythmus mit) – und über aller Klangpracht schwebt ein Hauch von schmerzlich-schöner Melancholie.
Spezifische Klangcharaktere herausgearbeitet
Die oben angesprochenen „spezifischen Klangcharaktere“ werden vor allem im Variationssatz herausgearbeitet, so zum Beispiel in der Variation 5, in der sich die Oboe in einem daunenweichen Klangbett der Bassetthörner singend räkelt. Aber auch im Adagio, das die Musiker als einen – wie es Hermann Abert in seiner Mozart-Monografie formuliert – „Gesang von unbeschreiblicher Tiefe der Empfindungen und zauberhafter Klangschönheit“ gestalten.
Schmiegsame Beweglichkeit
Mit ebenso sorgfältiger Klangkultur widmen sich die beiden Oboisten und Miriam Pastor Burgos (Englischhorn) Beethovens liebenswürdigem Werk 8 Variationen über Là ci darem la mano WoO 28, mit dem Beethoven dem verehrten Komponistenkollegen Mozart phantasiereich huldigt. Diese drei Instrumente, die sonst eher für langsames Klagen eingesetzt werden (wie noch in der Variation VI), entfalten hier hurtige Eilfertigkeit und schmiegsame Beweglichkeit.
Der Klang ist sehr direkt, so dass man oft leise die Klappen klappern hört, man glaubt als Zuhörer in der ersten Reihe zu sitzen – die zweite oder dritte wäre angenehmer. Und ein klein wenig mehr Nachhall auch.
Rainer W. Janka [24.02.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Serenade Nr. 10 B-Dur KV 361 KV 370a (Gran Partita) | 00:47:51 |
Ludwig van Beethoven | ||
14 | Variationen über "La ci darem la mano" aus Mozarts "Don Giovanni" WoO 28 | 00:09:24 |
Interpreten der Einspielung
- Alexei Ogrintchouk (Oboe)
- Koninklijk Concertgebouworchest Amsterdam (Orchester)
- Nicoline Alt (Oboe)
- Miriam Pastor Burgos (Englischhorn)