Live from Stadtcasino Basel
Sinfonieorchester Basel • Ivor Bolton
Berlin Classics 0301675BC
1 CD • 66min • 2020
01.01.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nach vierjähriger Umbauphase wurde der Musiksaal des Basler Stadtcasinos, der wegen seiner hervorragenden Akustik zu den besten Konzertsälen der Welt gerechnet wird, im vergangenen August wiedereröffnet. Mit der Neugestaltung des historischen Baus von 1876 war das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron befasst, das sich zuvor schon bei der Hamburger Elbphilharmonie einen Namen gemacht hatte. Völlig neu konzipiert wurde das Foyer, nach den Worten des Architekten Jacques Herzog „eine Mischung aus der Pariser Opéra Garnier und Beate Uhse“. Was das bedeutet, lässt sich an den Fotos im Booklet der eben veröffentlichten CD bei Berlin Classics klar erkennen.
Die Einweihung des neuen Saales wurde in Basel nicht nur mit einem, sondern gleich mit mehreren Eröffnungskonzerten gefeiert, die vom Sinfonieorchester Basel unter ihrem Chefdirigenten Ivor Bolton bestritten wurde. Das offizielle Entrée fand am 22. August statt – mit vielen Reden, Mozarts Zauberflöten-Ouvertüre, den letzten beiden Sätzen von Beethovens Fünfter, aber auch einer Komposition des Schweizers Rolf Liebermann und der Uraufführung dreier Auftragswerke. In der arte-Mediathek findet man den Mitschnitt eines Konzerts vom 10. September, das ebenfalls als „Eröffnung“ deklariert ist und in dem die schon am 22. 8. gespielten Stücke von Helena Winkelman und Liebermann mit der 1. Sinfonie von Brahms kombiniert sind. Die Eröffnungsvariante vom 26. August, die Berlin Classics vorlegt, enthält ein komplett populäres Programm, das wohl in erster Linie den Zweck hat, die Qualitäten des Orchesters ins richtige Licht zu rücken.
Ein klingendes Erinnerungsstück
Das gelingt hier durchaus, auch wenn über die reine Repräsentanz hinaus keine interpretatorischen Einsichten vermittelt werden. Das liegt auch am Dirigenten. Der eigentlich mit Musik des 18. Jahrhunderts berühmt gewordene Ivor Bolton agiert in diesem Repertoire als „General“ alter Schule, der bei Beethovens Weihe des Hauses einen pompösen, gravitätischen Tonfall anschlägt, den er auch in der unverwüstlichen „Sinfonie aus der Neuen Welt“ von Dvořák nicht ganz abstreifen kann. Da klingt alles sehr effektvoll, aber nicht wirklich idiomatisch. Gelegentlich „wagnert“ es sogar, das speziell böhmische cantabile fehlt, auch der ruhige Atem – trotz schöner Bläsermomente, vor allem beim Englisch Horn. Filigranere Seiten können die Musiker in Debussys Instrumental-Version von Erik Saties dritter Gymnopédie zeigen. Wohl als Trostpflaster in Corona-Zeiten war die Gesangseinlage gedacht: Morgen! von Richard Strauss in der Orchesterfassung („Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“). Christina Landshamer, Basler „Artista in residence“, gestaltet sie mit schönem Timbre, warmem Ausdruck, aber auch einem ausgeprägten Vibrato.
Der CD-Mitschnitt richtet sich vor allem an die, die beim Konzert dabei gewesen sind und vielleicht mehr noch an diejenigen, die gerne dabei gewesen wären, ist daneben eine hochrespektable Visitenkarte für das Sinfonieorchester Basel, hat darüber hinaus aber keinen Repertoirewert.
Ekkehard Pluta [01.01.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Die Weihe des Hauses C-Dur op. 124 (Ouvertüre) | 00:11:14 |
Erik Satie | ||
2 | Gymnopedie Nr. 1 (orchestr.: Claude Debussy) | 00:04:01 |
Richard Strauss | ||
3 | Morgen! op. 27 Nr. 4 (Orchesterfssg. 1897) | 00:03:49 |
Antonín Dvořák | ||
4 | Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 | 00:47:13 |
Interpreten der Einspielung
- Sinfonieorchester Basel (Orchester)
- Ivor Bolton (Dirigent)