Martin Christian Schulze
Trattamento dell'Harmonia
cpo 555 225-2
1 CD • 71min • 2018
05.10.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Trotz seines verbreiteten Nachnamens ist Martin Christian Schultze unter den Komponisten des 18. Jahrhunderts eine rätselhafte Figur, biographische Angaben über ihn fehlen gänzlich. Dass er aber zeitweise einige Anerkennung als Komponist gefunden haben muss, beweisen zwei Drucklegungen von Werken aus seiner Feder in Paris: 1731 erschienen als Opera prima sechs Sonaten für Traversflöte und Basso continuo, 1733 folgten bei den Verlegern Boivin und Leclerc als Opera seconda libro primo die hier eingespielten sechs Sinfonien unter dem Titel Trattamento dell’harmonia per sinfonie da camera a quatro istromenti. Nach diesen beiden Veröffentlichungen verliert sich die Spur Martin Christian Schultzes in demselben Nebel, aus dem er 1731 aufgetaucht war – dabei wies libro primo im Titel des Opus 2 doch deutlich auf einer Fortsetzung der Sinfoniensammlung hin, vermutlich wieder in der seinerzeit beliebten Sechser-Stückelung.
Exzellente Satzkunst für ein ausgesuchtes Ensemble
Die Instrumente, die Schultze für diese Sinfonien vorgeschrieben hat, sind Traversflöte, Violine, Gambe oder Violoncello und basso fondamentalle, ein Ensemble mit auch für damalige Zeiten ungewöhnlicher instrumentaler Farbgebung. Die Komposition der Sinfonien zeigt sich als einfallsreich und raffiniert – dem italienischen Stil verpflichtet, mit gelegentlichen kontrapunktischen und imitatorischen Feinheiten, die Schultze als Meister der Satzkunst charakterisieren; bei all dem kommen die Stücke auch dem Sinn der Pariser für Eleganz entgegen. Die Anforderungen für die Musiker sind übrigens durchaus hoch, bis auf die Flötenstimme, deren Ausführung möglicherweise für einen adligen Gönner und Dilettanten auf dem Instrument bestimmt war. Die Erlesenheit dieser bis dato in Pariser und Berliner Archiven verschollenen Musik sollte die Detektive der Musikwissenschaft beflügeln, intensiv über diesen außerordentlich fantasievollen Komponisten zu forschen, um den Mantel der Anonymität, der ihn bisher bedeckt hat, zu lüften.
Das Ensemble Klingekunst erfüllt die mit seiner Namensgebung verbundenen Erwartungen aufs schönste und bietet eine ebenso engagierte wie feinsinnige Darstellung dieser abwechslungsreichen Musik.
Detmar Huchting [05.10.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Martin Schultze | ||
1 | Sinfonia I D-Dur (Trattamento dell'Harmonia per Sinfonie da Camera a quatro Istromenti) | 00:09:05 |
4 | Sinfonia II G-Dur | 00:11:45 |
7 | Sinfonia III D-Dur | 00:13:08 |
11 | Sinfonia IV F-Dur | 00:11:25 |
15 | Sinfonia V G-Dur | 00:16:08 |
20 | Sinfonia VI c-Moll | 00:08:51 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Klingekunst (Ensemble)