Ludwig van Beethoven
Septet & Arrangements for Tenor, Winds & String
cpo 555 355-2
1 CD • 71min • 2020
30.09.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Darf man Beethoven bearbeiten? Nun, er tat es gelegentlich selbst. So existieren eine Trio-Fassung des Septetts op. 20 als op. 38 und eine Streichquartettfassung der Klaviersonate op. 14/1 von der Hand des Meisters. Das Arrangement der Flötenserenade als Sonate mit Klavier wurde von ihm zumindest „durchgesehen“. In Ermangelung von Tonträgern waren Arrangements in reduzierter Besetzung zum Selbstspielen besonders im 19. Jahrhundert die Regel. So transkribierte Franz Liszt bereits Adelaide, die Ferne Geliebte und alle 9 Sinfonien für Soloklavier und regte die Herausgabe sämtlicher Klavierkonzerte mit Streichquintettbegleitung (Vincenz Lachner) an.
Geniale Arrangements
Wohl niemand käme spontan auf die Idee, die Variationen für Klavier und Violoncello über See, the conqu’ring hero comes/Tochter Zion WoO 45 für ein Oktett aus Klarinette, Fagott, Horn, Streichquartett und Kontrabass zu arrangieren. Jedoch löst Andreas R. Tarkmann die Aufgabe derart famos, dass hierdurch der ideale Soundtrack zur kitschfrei-stilvollen Bescherung in kulturaffinen Haushalten entsteht. Vergleichbar genial verdeutlicht seine Bearbeitung des Zyklus An die ferne Geliebte op. 98 die auf dem Klavier nur andeutbaren Naturklänge. Der Liederkreis wandelt sich hierdurch zur weltlichen Solokantate. Ähnliches geschieht mit Adelaide op. 46, deren Form bereits die Deutung als Lied in modifizierter Sonatenform und Konzertarie der Form Kavatine-Cabaletta offen lässt.
Ilker Acayürek, ein Tenor, den man sich merken sollte
Der junge türkischstämmige Tenor Ilker Acayürek singt mit quellfrischem, angenehm hellem vibratoarmen Timbre, schlanker, präziser Tongebung ohne jegliche aufgesetzte Drücker. Er artikuliert den Text vorbildlich, ohne jemals zu deklamatorischen Mitteln greifen zu müssen, verfügt über die Fähigkeit des idealen Mozart-Tenors: lyrische Linien zu spinnen. Besser kann man das eigentlich nicht singen.
Die Ludwig Chamber Players setzen sich aus Preisträgern diverser Wettbewerbe und Mitgliedern des SWR-Sinfonieorchesters zusammen. Sie erfüllen die durchaus anspruchsvollen Anforderungen mit hoher Spielkultur, einer außergewöhnlichen Musizierlust, fein abgestimmten Details in Artikulation und Dynamik. Das Finale des Septetts op. 20 kann man sich spritziger kaum vorstellen. Schlichtweg: Es ist eine reine Freude, ihnen zuzuhören.
Der Aufnahmetechnik gelang ein warmes, dabei transparentes Klangbild, das die Streicher vielleicht etwas benachteiligt. Das Booklet beschäftigt sich zu recht schwerpunktmäßig mit der Kunst der Bearbeitung.
Fazit: Ein hochbegabter, sensibel gestaltender Tenor und ein virtuoses Kammerensemble mit schwärmerisch heiterer Musik, was bräuchte es da noch weiter, den Abend zu erhellen? Sehr zu empfehlen!
Thomas Baack [30.09.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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Ludwig van Beethoven | ||
1 | 12 Variationen über ein Thema aus dem Oratorium "Judas Maccabäus" von G.F.Händel WoO 45, arr: Andreas N. Tarkman | 00:10:41 |
14 | Adelaide op. 46 (arr.: M. Ucki) | 00:06:21 |
15 | Auf dem Hügel sitz ich spähend op. 98 Nr. 1 (Liederzyklus, arr. Andreas N. Tarkman) | 00:02:42 |
16 | Wo die Berge so blau op. 98 Nr. 2 | 00:01:53 |
17 | Leichte Segler in den Höhen op. 98 Nr. 3 | 00:01:32 |
18 | Diese Wolken in den Höhen op. 98 Nr. 4 | 00:01:00 |
19 | Es kehret der Maien, es blühet die Au op. 98 Nr. 5 | 00:02:23 |
20 | Nimm sie hin denn diese Lieder op. 98 Nr. 6 | 00:04:57 |
21 | Septett Es-Dur op. 20 | 00:39:25 |
Interpreten der Einspielung
- Ilker Acayürek (Tenor)
- Ludwig Chamber Players (Ensemble)