Franz Schreker
Orchestral Works Vol. 1
cpo 777 702-2
1 CD • 68min • 2014
07.09.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Fällt der Name Franz Schreker, werden die meisten wohl Der ferne Klang, seine bekannteste Oper assoziieren und die wenigsten an reine Orchestermusik denken. Doch schuf der Komponist zu Beginn seiner Karriere auch Interessantes in rein instrumentaler Besetzung. Da ist zum einen die – leider unvollständig überlieferte oder „unvollendete“ – Sinfonie op. 1 in a-moll, deren Finale bisher nicht aufgefunden werden konnte. Das Werk entstand 1899, somit noch zu Zeiten des Studiums bei Robert Fuchs, der so unterschiedliche Charaktere wie George Enescu, Jean Sibelius, Hugo Wolf, Leo Fall und Robert Stolz ausbildete. Instrumentieren scheinen alle dort gelernt zu haben und so glänzt auch Schrekers Sinfoniefragment in satten Farben. Die Thematik oszilliert eingängig und schlagkräftig zwischen Bruckner, Mahler und Dvorák. Die Sonatenhauptsatzform wird elegant beherrscht und die kontrapunktischen Kunststücke des Scherzo zeugen von handwerklichem Können.
Grüße vom Fjord
Das kurz nach der Sinfonie entstandene Intermezzo op. 8 für Streichorchester, das später in die Romantische Suite op. 14 integriert wurde, lässt in seiner leicht modalen Harmonik an Grieg oder auch an Edward Elgars Streicherserenade denken. Ein ausgesprochen sinnliches, langsames Stück für den kuschligen Abend zu zweit.
Den Schluss der CD bilden drei Tanzstücke: Zwei Walzer, die weitestgehend nur in Kurzschrift als Particell überliefert sind und erst vor knapp 20 Jahren im Druck erschienen und die für die Freiluftaufführung der Kunstschau von 1908 von Gustav Klimt beauftragte zwanzigminütige Ballettszene nach Oscar Wildes Der Geburtstag der Infantin. Dieses Sujet wurde später auch von Alexander von Zemlinsky in der Oper Der Zwerg verarbeitet. Gerade das letztgenannte Werk weist in die Zukunft, da man meint, einer Filmmusik von Erich Wolfgang Korngold zu lauschen.
Süffige Melodienbögen
Steven Sloane und die Bochumer Sinfoniker kosten die klanglichen Reize dieser Werke voll aus und gestalten die durchaus süffigen Melodiebögen überzeugend. Manches könnte man sich vielleicht noch etwas gespannter und intensiver vorstellen, wobei allerdings die Gefahr bestünde, dass es zu kitschig würde.
Aufnahmetechnisch gibt es nichts zu beanstanden. Der Booklet-Text des ausgewiesenen Schreker-Spezialisten Eckhardt van den Hoogen ist in seiner jugendstilmäßig überbordenden Sprachlichkeit und Erzähllust eine Preziose. Manchen mag er jedoch in seiner Begeisterung für den Komponisten etwas zu dick aufgetragen erscheinen.
Fazit: Die richtige CD um in selten gehörte, spätestromantische Klänge abzutauchen. Herrlich dekadent. Erwarte Vol. 2 mit Spannung.
Thomas Baack [07.09.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schreker | ||
1 | Sinfonie a-Moll op. 1 | 00:27:42 |
4 | Intermezzo op. 8 | 00:07:10 |
5 | Festwalzer und Walzerintermezzo | 00:08:00 |
6 | Valse lente | 00:05:25 |
7 | Der Geburtstag der Infantin (Suite) | 00:20:04 |
Interpreten der Einspielung
- Bochumer Symphoniker (Orchester)
- Steven Sloane (Dirigent)